DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Gerresheimer befindet sich weiterhin auf dem Wachstumskurs. Jedoch konnte der Verpackungshersteller die Dynamik im zweiten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) nicht so stark fortsetzen wie noch zu Jahresanfang, wie aus dem am Donnerstag in Düsseldorf vorgelegten Halbjahresbericht hervorgeht. Gemessen an der vom Management lediglich bestätigten Prognose für das Gesamtjahr dürften sich die Geschäfte im zweiten Halbjahr zudem weiter abschwächen. Finanzchef Bernd Metzner gab sich im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX zwar unbeirrt: Gerresheimer sei eine "profitable Wachstumsmaschine". Anleger hatten jedoch offenbar auf eine Erhöhung der Jahresziele gehofft, die Aktie gab deutlich nach.

Kurz nach Handelsbeginn fiel das im MDax -notierte Papier auf das tiefste Niveau seit zwei Monaten. Und auch im weiteren Handelsverlauf konnte der Abschlag nur etwas eingedämmt werden: Zuletzt stand die Aktie vier Prozent im Minus und damit knapp über 100 Euro.

JPMorgan-Analyst David Adlington sieht in der Enttäuschung am Kapitalmarkt für Investoren nun eine attraktive Kaufchance. Die Resultate des Verpackungsherstellers lobte er, sie hätten einen Tick über den Erwartungen gelegen. Da das Management den Ausblick aber trotzdem nur bestätigte, müssten sich Anleger auf eine deutliche Abschwächung im zweiten Halbjahr einstellen. Die Prognose für das Gesamtgeschäftsjahr (bis Ende November) sieht ein währungsbereinigtes Wachstum von Umsatz und bereinigtem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (ber Ebitda) von mindestens zehn Prozent vor.

Im zweiten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) stieg der Umsatz um über 12 Prozent auf knapp eine halbe Milliarde Euro und damit stärker als von Analysten erwartet. Gleiches gilt für das bereinigte operativen Ergebnis, auch hier konnte Gerresheimer positiv überraschen: Es stieg um fast ein Fünftel auf 107,2 Millionen Euro. Dies entspricht einer operativen Marge von 21,5 Prozent, nach 20,3 Prozent im Vorjahreszeitraum. Unterm Strich entfielen auf die Anteilseigner nun ein 34,4 Millionen Euro - ein Plus von über einem Drittel.

Finanzchef Metzner sprach im Interview von einem "sehr starken zweiten Quartal". Er stellte vor allem die gesteigerte Marge heraus, Basis dafür ist seiner Meinung nach der Produktmix. Er erwartet deshalb auch in den noch verbleibenden Quartalen eine Margenverbesserung im Vergleich zum jeweiligen Vorjahreszeitraum. Und auch mit Blick auf die Mittelfristziele wisse er aus heutiger Sicht nicht, wieso diese sich nicht bestätigen sollten. "Es ist kein Ende in Sicht für diese profitable Wachstumsmaschine", sagte er.

Gerresheimer kann momentan unter anderem seine Vorteile aus dem Ausbau der Produktion und dem Fokus auf profitablere Produkte ziehen. Gerade im Geschäft mit Produkten wie desinfizierten Ampullen und Spritzen decken die Düsseldorfer mittlerweile einen größeren Teil der Wertschöpfungskette ab als früher. Hier sowie im Geschäft mit hoch-bruchsicheren Fläschchen soll es dieses Jahr kräftig aufwärtsgehen. Zudem laufen die Geschäfte mit Kosmetikanbietern gut und auch Inhalatoren, Pens und Autoinjektoren sind zunehmend gefragt. Gerade die rasante Verbreitung von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes 2 und Fettleibigkeit ist ein starker Treiber der Pharmabranche.

"Wir werden weiter profitabel wachsen auf Basis der Auftragsbücher, die wir haben", sagte Metzner. "Wir haben eine sehr genaue, präzise Vorausschau für das Ende des Jahres." Die lediglich bestätigte Jahresprognose wollte Konzernchef Dietmar Siemssen in einer Telefonkonferenz mit Analysten deshalb auch nicht als Vorsichtsmaßnahme verstanden wissen. Die Prognose sei nach wie vor "stark"./lew/ngu/stk