DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Verpackungsspezialist Gerresheimer hat sich mit einer Kapitalerhöhung am Markt frisches Geld beschafft. Die angebotenen 3,14 Millionen neuen Aktien seien für 86,50 Euro je Stück verkauft worden, teilte der MDax -Konzern am späten Vorabend in Düsseldorf mit. Der Bruttoemissionserlös liege bei 271,6 Millionen Euro. Am Mittwoch fiel die Gerresheimer-Aktie, hielt sich aber vergleichsweise ordentlich.

Das Papier verlor am Vormittag zwei Prozent auf 88,95 Euro. Analystin Beatrice Allen von der Berenberg Bank vermutete, dass das Unternehmen gebeten worden sei, mehr ins Wachstum rund um GLP-1-bezogene Produkte zu investieren. Die Behandlung von Fettleibigkeit und Diabetes ist aktuell ein Renner in der Pharmabranche. Dieses Segment wachse derzeit stark und mit guten Margen, so die Expertin.

Ein Händler merkte an, dass der Zeitpunkt für die Kapitalerhöhung gut gewählt sei. Der Kurs habe sich seit den Tiefständen im September vergangenen Jahres nahezu verdoppelt und habe zuletzt unter 95 Euro stagniert. Das Timing sei also gut gewählt. Das mit den Investitionen ermöglichte zusätzliche Wachstum dürfte höhere Kursverluste infolge der Verwässerung der Gewinne in Grenzen halten.

Die Kapitalerhöhung gegen Bareinlagen erfolgte unter Ausschluss des Bezugsrechts im Wege eines beschleunigten Verfahrens durch den Verkauf an institutionelle Investoren. Der Nettoerlös soll Gerresheimer die Flexibilität verschaffen, bedeutende und profitable Wachstumschancen zu nutzen, wie es vom Unternehmen hieß. Dabei liege der besondere Fokus auf sogenannten High Value Solutions und Medical Devices, einschließlich Lösungen für GLP-1-verwandte Behandlungen.

Bei GLP-1 handelt es sich um Wirkstoffe zur Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit, von denen sich die Pharmaindustrie in den kommenden Jahren weiter hohes Wachstum verspricht. In der Sparte Medical Devices mit Geräten für die Verabreichung von Medikamenten (Inhalatoren, Pens, Autoinjektionsgeräte) rechnet sich Gerresheimer ebenfalls große Chancen aus. Zum Bereich High Value Solutions zählen die Düsseldorfer unter anderem vorsterilisierte Fertigspritzen und Injektionsfläschchen zur direkten Befüllung durch Pharmahersteller.

Die neuen Aktien sind für das Geschäftsjahr 2021/2022 in Höhe der angekündigten Dividende von 1,25 Euro pro Aktie voll gewinnberechtigt. Der Handel mit den neuen Aktien wird voraussichtlich am 24. April aufgenommen./men/mne/mis