HANNOVER (dpa-AFX) - Die Reiselust der Deutschen hat dem Reisekonzern Tui einen starken Sommer beschert. Während die bisherige Rivalin FTI in die Pleite schlitterte, verzeichnete Tui bei den Pauschalreisen sechs Prozent mehr Gäste als ein Jahr zuvor. In Deutschland lag die Zahl der Buchungen sogar zehn Prozent höher als im Sommer 2023, wie der Konzern am Dienstag in Hannover mitteilte. Zudem griffen die Kunden für ihre Erholung erneut tiefer in die Tasche. Tui-Chef Sebastian Ebel sieht den Konzern damit auf Kurs zu seiner geplanten Gewinnsteigerung im zu Ende gehenden Geschäftsjahr.

Die Tui-Aktie gewann am Vormittag zuletzt 0,5 Prozent im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat das Papier jedoch immer noch fast sechs Prozent eingebüßt.

Inzwischen zählt der Veranstalter für den Sommer 14,7 Millionen Buchungen und damit 1,4 Millionen mehr als seit dem letzten Update von Mitte August. Inzwischen seien 97 Prozent des Angebots verkauft - ein Prozentpunkt mehr als im Sommer 2023. Die Zahlen beziehen sich auf die Zeit bis zum 15. September. Damit ist die Sommersaison noch nicht zu Ende.

Außerdem haben viele Hotels und Reiseveranstalter ihre Angebote in Mittelmeerländern bis in den Herbst hinein verlängert. Vor allem Griechenland erfreue sich großer Beliebtheit, hatte Tui im Mai berichtet. Reisen auf die Inseln Kreta, Rhodos und Kos, aber auch ins türkische Dalaman, nach Ägypten und nach Tunesien seien bis November möglich.

Im bisherigen Sommer gaben die Tui-Kunden erneut mehr für ihre Urlaube aus als ein Jahr zuvor. Die Durchschnittspreise zogen um drei Prozent an. Dies helfe, die gestiegenen Kosten auszugleichen, berichtete der Konzern. Höhere Durchschnittspreise bedeuten nicht zwingend, dass vergleichbare Urlaube teurer wurden. Auch eine stärkere Nachfrage nach höherwertigen Hotels oder ein Trend zu längeren Reisen können den durchschnittlichen Preis nach oben treiben.

Dass die Nachfrage in Deutschland stärker anzog als im Gesamtkonzern, führte Tui direkt auf die Pleite von FTI zurück. Der zuletzt drittgrößte europäische Reiseveranstalter hatte Anfang Juni Insolvenz angemeldet. Tui und andere Konkurrenten hatten daraufhin ihre Angebote aufgestockt und zusätzliche Kunden gewonnen. Inzwischen ist klar: Der mit hohen Schulden belastete Konzern FTI wird abgewickelt.

Gut lief es für Tui auch bei den konzerneigenen Hotels und Clubs wie Tui Blue, Riu und Robinson. Die Auslastung der Häuser lag sechs Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor, und die Gäste bezahlten im Schnitt sieben Prozent mehr pro Nacht. Die Kreuzfahrtsparte mit Marken wie Tui Cruises und Hapag-Lloyd weitete ihre Kapazität in Form von Passagiertagen im Jahresvergleich um zwölf Prozent aus. Dennoch blieb die gebuchte Auslastung auf dem hohen Niveau von 102 Prozent.

Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September sieht Vorstandschef Ebel den Konzern auf einem guten Weg, den um Sonderposten bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) wie geplant um mindestens ein Viertel zu steigern. Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 hatte Tui 977 Millionen Euro erzielt. In den kommenden Jahren soll das Ergebnis im jährlichen Schnitt weiterhin um 7 bis 10 Prozent nach oben klettern.

Für den bevorstehenden Winter zeichnen sich für Tui bereits deutliche Zuwächse ab. Derzeit zählt der Konzern sieben Prozent mehr Buchungen als vor einem Jahr. Die Durchschnittspreise lägen fünf Prozent höher. Tui erklärte dies vor allem mit der Nachfrage nach teureren Pauschalreisen und dynamisch zusammengestellten Reisepaketen. Besonders beliebt seien Reisen auf die Kanaren, nach Ägypten und auf die Kapverden. Allerdings ist es noch recht früh, um eine Zwischenbilanz zu ziehen: Tui zählt für den Winter bisher 1,8 Millionen Buchungen. Damit sei erst ein Drittel des Programms verkauft./stw/lfi/men