LONDON (dpa-AFX) - Die britische Notenbank könnte sich mit einem wichtigen Teil ihrer geldpolitischen Straffung einem Zeitungsbericht zufolge noch mehr Zeit lassen. Die Bank of England werde den Verkaufsstart ihres zur Konjunkturstützung erworbenen Bestands an Staatsanleihen wahrscheinlich weiter verschieben, schreibt die britische Wirtschaftszeitung "Financial Times" am Dienstag ohne genaue Angabe von Quellen. Die Zentralbank bezeichnete den Bericht in einer ersten Reaktion als "ungenau".

Hintergrund der denkbaren Verschiebung sind laut FT die jüngsten Turbulenzen am britischen Kapitalmarkt infolge des kritisch aufgenommenen Finanzplans der neuen Regierung. Der Plan wurde mittlerweile in weiten Teilen revidiert, was die Situation am Anleihemarkt wieder etwas entspannt hat. Allerdings liegen die Wertpapierkurse immer noch deutlich unter dem Niveau, als sich die Notenbank gezwungen sah, auf dem Markt mit Stützungskäufen zu intervenieren. Eine Verschiebung des Verkaufsstarts von Bestandsanleihen erscheint aus dieser Sicht also nicht ganz unplausibel.

Die Zentralbank plant schon seit längerem, mit dem Verkauf ihres knapp 840 Milliarden Pfund schweren Anleihebestands zu beginnen. Die Staatspapiere wurden erworben, um die britische Wirtschaft in Krisenzeiten mit Zentralbankgeld zu versorgen. Der jetzige Verkauf kommt einer geldpolitischen Straffung gleich, die die Wirtschaft zusammen mit den steigenden Leitzinsen tendenziell belastet. Hintergrund der Straffung ist vor allem die rapide steigende Inflation.

Eigentlich war der Verkaufsstart für Anfang Oktober geplant. Nachdem der Anleihemarkt aufgrund der Regierungspläne aber in Aufruhr geraten und die Wertpapierkurse stark eingebrochen waren, verschob die Notenbank den Verkaufsbeginn auf Ende Oktober. Dieser Termin könnte offenbar weiter verschoben werden./bgf/la/stk