LONDON/BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Medizinkonzern Fresenius wird für seine Tochter Helios zuversichtlicher. Das Unternehmen will nun das obere Ende der im laufenden Jahr für den Krankenhausbetreiber gesteckten Ziele erreichen und erwartet entsprechend bei seiner Tochter mehr Gewinn und ein stärkeres Umsatzwachstum. Zukäufe sind dabei nicht geplant. An der Börse kam dies gut an: Die Fresenius-Aktie legte gegen Mittag um mehr als drei Prozent zu.

"Wir sind in einem Wachstumsmarkt, der Markt wächst sowohl in Deutschland als auch in Spanien", sagte Unternehmenschef Michael Sen am Mittwoch in einer Telefonkonferenz anlässlich des Kapitalmarkttags in London. Die Geschäfte seien verlässlich, weil sie in einem regulierten Markt und damit stabil seien. Das Unternehmen wolle Marktanteile gewinnen und ausbauen. Dazu brauche es keine Übernahmen und Fusionen.

Die wichtigsten Wachstumstreiber in Deutschland seien eine Clusterbildung - ein Verbund von zwei bis fünf Kliniken - sowie eine Spezialisierung der Kliniken. Hinzu käme eine stärkere Integration der ambulanten Versorgung und eine Stärkung der Notfallversorgung. Im spanischen Klinkgeschäft sorgten technologiebasierte Weiterentwicklungen, verschiedene Initiativen zur Steigerung der Attraktivität für Ärzte sowie ein selektiver Netzwerkausbau für Wachstum.

Der gesamte Krankenhausmarkt in Deutschland hatte 2023 Fresenius zufolge ein Volumen von rund 120 Milliarden Euro. "Wir erwarten, dass der Markt bis 2027 jährlich etwa um 3 bis 4 Prozent wächst", erläuterte Sen. Die Treiber seien der demografische Wandel, die Alterung der Bevölkerung und das damit verstärkte Auftreten von chronischen Erkrankungen. Letzteres helfe auch der Tochter Kabi, dem Geschäftsbereich mit Produkten zur klinischen Ernährung, Infusionen und Arzneimitteln. "Darüber hinaus erwarten wir, dass Helios von der Krankenhausreform profitiert", fügte der Unternehmenschef hinzu.

Mit der Krankenhausreform will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Finanzierung, Organisation und das Leistungsspektrum der rund 1700 Krankenhäuser in Deutschland grundlegend verändern. Ein wesentliches Ziel ist es, dass die Krankenhäuser in Deutschland unter weniger finanziellem Druck stehen und sich bei Behandlungen stärker spezialisieren sollen. Künftig sollen Kliniken 60 Prozent der Vergütung schon für das Vorhalten bestimmter Angebote bekommen.

In Spanien besitze Fresenius mit Quirónsalud einer der modernsten Krankenhaus- und Klinkenketten in Europa, erläuterte Sen. In dem Land gebe es neben dem öffentlichen Gesundheitssystem auch ein privates. Letzteres mache 20 Prozent des Marktes aus und sei etwa 21 Milliarden Euro schwer. Bis 2027 werde das private Segment jährlich um vier bis fünf Prozent wachsen. Auch in Spanien spiele der demografische Wandel eine wichtige Rolle, aber auch die zunehmende Akzeptanz einer privaten Krankenversicherung.

Für 2024 rechnet die Fresenius-Spitze jetzt für Helios mit einem organischen Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Zuvor war der Konzern im schlechtesten Fall von einem Plus im unteren einstelligen Prozentbereich ausgegangen. Beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) strebt der Konzern eine Marge von währungsbereinigt 10 bis 11 Prozent an. Hier hatte die Spanne bisher bei 9 bis 11 Prozent gelegen.

Für die nächsten Jahre geht der Vorstand für die Tochter von einem organischen Umsatzplus von 4 bis 6 Prozent pro Jahr aus. Die operative Marge soll bei 10 bis 12 Prozent liegen. Bislang hatte das Unternehmen im Jahr ein organisches Umsatzplus von 3 bis 5 Prozent und eine operative Gewinn-Marge von 9 bis 11 Prozent angepeilt.

Fresenius Helios besitzt rund 140 Krankenhäusern und mehr als 400 ambulante Einrichtungen unter den Marken Helios in Deutschland und Quirónsalud in Spanien und Kolumbien.

Indes gab Sen auch Einblick in die neue Struktur des Dax-Unternehmens aus Bad Homburg: Der Umbau des Konzerns sei abgeschlossen, sagte er. Fresenius konzentriert sich nun auf sein Klinikgeschäft rund um Deutschlands größte Krankenhausgesellschaft Helios und den Generikahersteller Kabi. Nachdem der Konzern den mehrheitlichen Verkauf des Rehabilitationsgeschäfts von Vamed an einen Finanzinvestor vereinbart hatte, hat er kürzlich auch mit den österreichischen Bauunternehmen Porr und Strabag einen Käufer für das Vamed-Geschäft in Österreich gefunden. Die frühere Tochter Fresenius Medical Care (FMC) ist außerdem inzwischen vom Konzern entflochten und wird nur noch als Finanzbeteiligung behandelt. Darin soll sich erst einmal nichts ändern.

"Im Moment ist die Trennung nicht auf der Agenda", sagte Sen bezüglich der Beteiligung an FMC. Das Management glaube, dass der Wert dieses Investment noch gesteigert werden könne. Die FMC habe einen klaren Fahrplan, wie sie ihre Performance verbessern wolle. Das Patientenwachstum bei FMC komme gerade zurück. Diese Wachstumsdynamik will Sen noch mitnehmen. Fresenius hält knapp ein Drittel an dem Dialysespezialisten./mne/lew/stk