FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Umbau des Fresenius -Konzerns geht in die nächste Etappe. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Frankfurt stimmten die Aktionäre der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC ) am Freitag der Umwandlung von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft zu, wie das Unternehmen mitteilte. Der Beschluss war nahezu einstimmig gefallen. Konzernchefin Helen Giza sprach in ihrer Rede von einem "historischen Tag". Mit der Entscheidung werde "ein neues Kapitel in der Entwicklung des Unternehmens aufgeschlagen". Wirksam wird der Formwechsel mit dem Eintrag ins Handelsregister.

Die Änderung der Rechtsform war nötig geworden, damit Fresenius den Blutwäschespezialisten künftig nur noch entsprechend seines Anteils von rund einem Drittel als Finanzbeteiligung ausweisen kann. Bisher war FMC vollständig berücksichtigt worden. Dies hatte sich in der Vergangenheit als Bürde für Fresenius erwiesen, da FMC mit zahlreichen Problemen kämpft und durch Gewinnwarnungen auch die Mutter belastete.

Die Fresenius-Aktie notierte am Nachmittag zuletzt mit 1 Prozent im Plus, für FMC ging es um 0,4 Prozent nach oben - damit entwickelten sich beide Papiere besser als der leicht schwächere Markt. Während der Fresenius-Anteilschein aktuell im Vergleich zum Jahresende 2022 nahezu auf der Stelle tritt, hat das FMC-Papier bisher in diesem Jahr mehr als die Hälfte an Wert gewonnen. Investoren griffen wieder zu, unter anderem, weil die Aussicht auf die bilanzielle Loslösung von Fresenius am Markt gut ankam - allerdings war es die Jahre zuvor auch steil nach unten gegangen.

Denn für FMC ändert sich einiges. Die Kommanditform brachte bisher äußerst komplexe Lenkungs- und Entscheidungsstrukturen mit sich. Mit dem Wechsel zur Aktiengesellschaft führt das Dialyseunternehmen das zweistufige deutsche System mit einem mitbestimmten Aufsichtsrat und einem Vorstand ein.

Mit ihrer Ja-Stimme sorgten die Anleger dafür, "dass wir eine andere - einfachere, bessere und agilere Unternehmensstruktur haben", warb FMC-Chefin Helen Giza vor den anwesenden Investoren. Neben verbesserten Entscheidungsprozessen würden auch die Rechte der Aktionäre in ihrer Gesamtheit gestärkt, führte sie als weitere Vorzüge an. Die Dekonsolidierung von Fresenius sei "die beste Option für die weitere Entwicklung von Fresenius Medical Care".

Laut Fresenius-Chef Michael Sen bekommt FMC "mehr Bewegungsspielraum, den es braucht, um die operative Wende zu erreichen und seine Chancen am Markt bestmöglich zu nutzen". Die neue Struktur werde dem Dialyseanbieter "besseren Zugang zu den Kapitalmärkten für Finanzierungszwecke ermöglichen und flexiblere Entscheidungen über die Finanz- und Dividendenpolitik sicherstellen." Der nach mauer Kursentwicklung mittlerweile in den MDax abgestiegene Konzern erhofft sich in Zukunft wieder größeres Interesse von Investoren.

Auch der neue Aufsichtsrat wurde auf dem außerordentlichen Aktionärstreffen gewählt. Fresenius als größter Anteilseigner ist künftig in dem Gremium mit seiner Finanzchefin Sara Hennicken und Konzernlenker Michael Sen vertreten, der den Aufsichtsratsvorsitz übernimmt. Unter anderem zieht als Vertreter der Kapitalseite auch der frühere Finanzchef des Darmstädter Merck-Konzerns , Marcus Kuhnert, in den FMC-Aufsichtsrat ein.

Die Fondsgesellschaft DWS begrüßte den Rechtsformwechsel. Dies sei ein "grundlegender Schritt, die Komplexität im Unternehmensverbund insgesamt langfristig zu reduzieren", sagte ihr Sprecher Hendrik Schmidt.

Für FMC ist der Formwechsel auch mit Ausgaben verbunden: Laut Chefin Giza fallen einmalig Kosten von 50 bis 100 Millionen Euro an, die aber kaum Einfluss auf das operative Ergebnis (Ebit) haben dürften. Hinzu kämen wiederkehrende Aufwendungen von voraussichtlich deutlich unter 50 Millionen Jahr pro Jahr, da zuvor vom Großaktionär Fresenius erbrachte Funktionen nun von FMC selbst gestellt werden müssten./tav/lew/he