HAMBURG (dpa-AFX) - Deutlich gestiegene Kosten für Energie und hohe Ausgaben für den Ausbau der Produktion zehren am operativen Gewinn des Pharmaforschers Evotec . Zudem fiel in den ersten neun Monaten des Jahres der Beitrag aus Meilenstein- sowie Abschlags- und Lizenzzahlungen geringer aus, wie das MDax-Unternehmen am Mittwoch in Hamburg mitteilte. Unter dem Strich schreiben die Hanseaten weiterhin rote Zahlen, weil auch im dritten Quartal eine hohe Abschreibung auf eine Beteiligung in Großbritannien fällig wurde. Analysten hatten mit teils deutlich besseren Resultaten für das vergangene Jahresviertel gerechnet.

An der Börse gefiel die Entwicklung bei Evotec den Anlegern nicht. Die Aktie rutschte am Vormittag mit einem Minus von gut zehn Prozent auf 17,29 Euro an das MDax-Ende. Umsatz und Gewinn des Unternehmens im dritten Quartal hätten unter den Erwartungen gelegen, schrieb Analyst Peter Welford vom Analysehaus Jefferies. Der bekräftigte Ausblick für 2022 impliziere nun ein starkes Schlussquartal, ergänzte der Experte. Analysten Analystin Zoe Karamanoli rechnet für das vierte Quartal damit, dass die verzögerten Beiträge aus Meilensteinzahlungen dann anfallen dürften.

Die Evotec-Aktie hat in diesem Jahr bereits fast 60 Prozent an Wert eingebüßt. Der ehemalige Investorenliebling hatte in den vergangenen Jahren stets mit neuen Aufträgen und Partnerschaften sowie guten Ergebnissen geglänzt. Doch bereits seit geraumer Zeit schlagen die hohen Kosten für den Aufbau einer Anlage für biotechnologisch hergestellte Arzneimittel im US-amerikanischen Redmond ins Kontor. Im September begann Evotec zudem mit dem Aufbau einer zweiten Anlage in Toulouse in Frankreich.

Dabei fallen unter anderem höhere Summen für Beratung und neue IT-Systeme an, aber auch für den Aufbau der Belegschaft. Seit Ende 2021 ist die Zahl der Mitarbeitenden bei Evotec um rund 500 auf etwa 4700 bis Ende September dieses Jahres gestiegen. Und nun kommt auch noch seit einigen Monaten die Energiekrise hinzu, die die Geschäftsabläufe erheblich verteuert.

Überdies schwächte sich zuletzt die Umsatzdynamik kräftig ab. So wies Evotec für die ersten neun Monate ein Erlösplus von 19 Prozent auf 510,8 Millionen Euro, wobei positive Währungseffekte sechs Prozentpunkte beitrugen. Im dritten Quartal kletterte der Umsatz jedoch nominal nur noch um knapp neun Prozent.

Die hohen Kosten drückten das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) von Januar bis September auf 44,6 Millionen Euro, nachdem ein Jahr zuvor noch 70,1 Millionen Euro erzielt worden waren. Ohne die Ausgaben für den Aufbau der US-Tochter Just-Evotec Biologics, unter deren Dach die neue Anlage in Redmond geführt wird, wäre das bereinigte Betriebsergebnis um 14 Prozent besser als im Vorjahr ausgefallen, hieß es von Evotec weiter.

Unter dem Strich wies der Konzern für die neun Monate einen Verlust von mehr als 148 Millionen Euro aus, nach einem Überschuss von knapp 247 Millionen Euro vor einem Jahr. Wegen weiterer Abschreibungen auf die britische Beteiligung Exscientia, deren Aktienkurs seit Monaten im Sinkflug ist, fiel allein für das dritte Quartal ein Minus von gut 47 Millionen Euro an. Analysten hatten hingegen für das Jahresviertel mit einem nur kleinen Konzernverlust gerechnet.

Evotec bestätigte indes seine Jahresziele und die Mittelfristprognosen. Wegen der günstigeren Währungssituation hatten die Hanseaten im Sommer zwar ihre Umsatzziele angehoben und rechnen mit einem Zuwachs auf 715 bis 735 Millionen Euro. Der Jahresausblick für das bereinigte operative Ergebnis blieb damals nur wegen des schwachen Euro unverändert. Hier steuert Evotec 105 bis 120 Millionen Euro an, nach 107 Millionen Euro im Jahr 2021./tav/mis/stk