PARIS (dpa-AFX) - Die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 soll vier Jahre später als ursprünglich vorgesehen Mitte des kommenden Jahres das erste Mal ins All fliegen. "Angenommen, dass alles nominell und ohne größere Schwierigkeiten verläuft, erwarten wir den Erstflug der Ariane 6 zwischen dem 15. Juni und dem 31. Juli nächsten Jahres", sagte der Chef der europäischen Raumfahrtagentur Esa, Josef Aschbacher, am Donnerstag in Paris. Ein präziseres Startdatum könnte es kommenden März oder April geben.

Die Ariane 6 ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die ab 1996 im Einsatz war. Sie soll Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern und ist deutlich günstiger als ihre Vorgängerin. Die neue Rakete soll Europas Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen. Derzeit gibt es Aufträge für 28 Flüge mit einer Ariane 6. Der erste kommerzielle Flug der Rakete soll noch vor Ende 2024 stattfinden, wie der Chef des Raketenbetreibers Arianespace, Stéphane Israël, sagte.

Europas Raumfahrt ist mit Blick auf Trägerraketen derzeit in einer schwierigen Lage. Die letzte Ariane 5 hob Anfang Juli in den Weltraum ab. Seitdem hat die Esa keine eigenen Mittel mehr, um große Satelliten ins All zu bringen. Probleme gibt es darüber hinaus auch bei den leichteren Satelliten: Nach dem Fehlstart der Vega C bei ihrem ersten kommerziellen Flug im vergangenen Dezember bleibt auch diese Rakete vorerst am Boden - voraussichtlich bis zum vierten Quartal des kommenden Jahres.

"Wenn die Ariane 6 Mitte nächsten Jahres auf die Startrampe kommt und erfolgreich fliegt, dann sind wir aus der Krise raus", sagte Aschbacher der Deutschen Presse-Agentur. Es sei fundamental, dass Europa im Trägerraketenbereich wieder auf festen Füßen stehe. Man sei auf einem guten Weg dorthin. "Aber natürlich, müssen wir erst noch abliefern."

Ursprünglich hatte die Ariane 6 bereits 2020 ins All starten sollen. Der Erstflug wurde aber mehrfach verschoben. Aschbacher sprach von schweren technischen Problemen, die es gegeben habe. Auch beim Zeitplan habe es gehapert. In den vergangenen anderthalb Jahren habe man dann enorme Fortschritte gemacht.

Vergangene Woche absolvierte die Ariane 6 am französischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana einen langen Heißlauftest, der den Start der Rakete simuliert hat. "Das war wirklich ein ganz wichtiger Test, der ist sehr gut verlaufen", sagte Aschbacher. Man wisse nun, dass das Triebwerk gut funktioniere. Nun stehen noch kleinere Tests an, etwa im Dezember in Lampoldshausen (Landkreis Heilbronn) und in Kourou. Das erste Flugmodel der Ariane 6 soll laut Raketenbauer ArianeGroup Ende Januar oder Anfang Februar von Europa Richtung Französisch-Guayana reisen./rbo/DP/mis