SCHÖNEFELD (dpa-AFX) - Keine Koffer am Check-in-Schalter, keine Schlangen an der Sicherheitsschleuse, keine wartenden Passagiere vor den Abfluggates: Wegen eines Warnstreiks des Sicherheitspersonals am Hauptstadtflughafen BER blieben die Terminals am Montag nahezu menschenleer. Lediglich vereinzelt standen Reisende ratlos vor den Anzeigetafeln oder richteten sich auf den vielen freien Sitzbänken auf eine längere Wartezeit ein.

Mit dem Beginn der Frühschicht am Montag um 3.30 Uhr hatten die Sicherheitsbediensteten am BER die Arbeit niedergelegt. "Wie angekündigt gibt es keine Abflüge", sagte ein Flughafensprecher der Deutschen Presse-Agentur. Rund 200 Starts und etwa 27 000 Passagiere seien betroffen. Nach Angaben des Flughafensprechers fielen zudem etwa ein Drittel der ankommenden Flüge aus.

Auch die Sicherheitskräfte an den Flughäfen Hamburg und Hannover haben die Arbeit niedergelegt. Aufgerufen zum Warnstreik waren auch die Beschäftigten des Bremer Airports. Die Arbeitsniederlegung an den norddeutschen Airports dürften auch Auswirkungen auf andere Standorte haben.

"Die Auswirkungen sind massiv", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Diese hatte zu dem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, der bis Mitternacht andauern sollte. Nach wie vor gebe es keine Einigung für die Beschäftigten der Luftsicherheit, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Enrico Rümcer. "Daher gibt es für uns keine andere Möglichkeit als Streik."

Verdi verhandelt bereits seit Jahren mit der Arbeitgeberseite, dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS), über eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit. Außerdem gehe es um eine "bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte", teilte die Gewerkschaft weiter mit.

Verdi rechnete am BER für die Aktion am Montag mit rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Geplant war eine Kundgebung vor dem BER-Terminal auf dem Willy-Brandt-Platz.

Es ist bereits der zweite Warnstreik in diesem Jahr, der den Flugverkehr in Schönefeld nahezu vollständig zum Erliegen bringt. Im Januar hatten neben dem Sicherheitspersonal auch die Beschäftigten der Bodendienstleister sowie die Mitarbeiter der Flughafengesellschaft selbst die Arbeit niedergelegt. Für diese wurden inzwischen Tarifabschlüsse erzielt. Für die Sicherheitsleute wird weiter verhandelt.

Manche Auswirkungen des Warnstreiks am Flughafen Berlin Brandenburg könnten Reisende auch am Dienstag noch spüren. "Wir gehen davon aus, dass der Flugbetrieb am Dienstag wieder normal laufen wird", sagte ein Flughafensprecher auf Anfrage. Operativ sei alles vorbereitet. "Es kann allerdings Verschiebungen geben, weil es morgen zu mehr Abflügen kommen könnte."

Der Flughafenverband ADV kritisierte die Aktion: Erneut würden Reisende zum Spielball des Arbeitskampfes. Die Ankündigung sei kurzfristig gekommen. Die Passagiere hätten kaum eine Chance, sich Alternativen zu suchen./maa/mvk/DP/ngu