ESSEN (dpa-AFX) - Deutschlands größter Energieversorger Eon will nach einem überraschend guten Jahr noch mehr Geld für seine Energienetze in die Hand nehmen. Zudem zeigt sich der Vorstand um Konzernchef Leonhard Birnbaum mit Blick auf 2023 optimistischer als Analysten. Sowohl operativ als auch unter dem Strich dürfte der Gewinn höher ausfallen, als Branchenexperten erwarten. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an: Die Eon-Aktie legte kurz nach Handelsbeginn um rund zwei Prozent zu und war damit Spitzenreiter im Dax .

Bis 2027 will der Konzern seine Investitionen um rund 6 Milliarden auf 33 Milliarden Euro erhöhen, wie er am Mittwoch in Essen mitteilte. Der Großteil des zusätzlichen Betrags soll in die Energienetze fließen. Bislang standen bis Ende 2026 rund 27 Milliarden Euro im Plan.

Der Vorstand begründet die zusätzlichen Investitionen damit, dass die Nachfrage in Deutschland und Europa infolge der Ausbauziele für erneuerbare Energien steige. "Die Netze sind das Rückgrat der Energiewende, die nur erfolgreich vorangetrieben werden kann, wenn der Netzausbau mit dem stetig wachsenden Anschlussbedarf der Erneuerbaren-Energien-Anlagen Schritt hält", hieß es in der Mitteilung. Eon zählt einschließlich all seiner Geschäfte rund 50 Millionen Kunden in Europa; hierzulande beliefert der Konzern 14 Millionen Menschen mit Strom und Gas.

Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) soll bis 2027 auf rund 9 Milliarden Euro steigen. Mehr als zwei Drittel der Summe soll von den Energienetzen kommen. Der bereinigte Überschuss soll sich bei 2,5 Milliarden Euro einpendeln.

Für das laufende Jahr rechnet der Vorstand mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 7,8 bis 8 Milliarden Euro. Dabei soll das Kerngeschäft, also der Betrieb der Verteilernetze und der Energievertrieb, einen Rückgang der Einnahmen mit Kernenergie abfedern. Im Vergleich zum Vorjahr dürfte es Eon nach Einschätzung des Managements zudem weniger kosten, sogenannte Verlustenergie zu beschaffen. Damit ist Energie gemeint, die bei der Umwandlung und beim Transport in den Netzen verloren geht.

Den bereinigten Konzernüberschuss erwartet Eon bei 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro, wie ursprünglich auch für 2022 angepeilt. Bei beiden Kennziffern will der Stromversorger mehr erreichen, als Analysten im Schnitt erwarten.

Branchenexperte Alexander Wheeler von der kanadischen Bank RBC wertete sowohl die Ziele für das laufende Jahr als auch den Mittelfristausblick positiv. Allerdings rechnet er damit, dass das kleinere Segment mit Kundenlösungen in gleich mehreren Märkten auf Schwierigkeiten stößt.

Den bereits seit Anfang Februar bekannten bereinigten Nettogewinn von 2022 in Höhe von 2,7 Milliarden Euro bestätigte der Konzern am Mittwoch. Etwas besser fiel hingegen der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) aus, der auf knapp 8,1 Milliarden Euro kletterte. Treiber war das sogenannte Kerngeschäft, dessen Ergebnis um mehr als ein Zehntel anzog. Wegen zusätzlicher Investitionen und nachgeholter Ergebniseffekte wuchs das Ergebnis im Netzgeschäft nach Konzernangaben prächtig.

Im sogenannten Nicht-Kerngeschäft bündeln die Essener das von Eons Tochterfirma Preussenelektra betriebene Atomkraftwerk Isar 2 in Niederbayern sowie den Rückbau der anderen ehemaligen Kernkraftwerke und das Erzeugungsgeschäft in der Türkei. Der Beitrag des Bereichs zum operativen Konzerngewinn ging um eine halbe Milliarde auf 1,1 Milliarden Euro zurück.

Den Dividendenvorschlag für 2022 von 51 Cent je Aktie bestätigte der Vorstand. Auch an dem Plan, die Ausschüttungen bis 2027 jährlich um bis zu fünf Prozent zu erhöhen, halten die Manager fest./ngu/stw/stk