ESSEN (dpa-AFX) - Das bislang warme Wetter in diesem Jahr ist für den Energiekonzern Eon Fluch und Segen zugleich. Zum einen führt es dazu, dass die Kunden weniger Heizenergie beziehen, Eon dank regelmäßiger Abschläge aber trotzdem schon Einnahmen hat. Zugleich wird weniger Strom und Gas durch die Netze geleitet und der Konzern verdient in der Infrastruktur weniger. Weiteren Gegenwind erfährt Eon durch die hohen Energiekosten, derentwegen der Konzern mehr für Netzverluste bezahlen muss. In der Konsequenz korrigierte das Management bei der Zahlenvorlage zum dritten Quartal am Mittwoch seine Prognose für das Netzgeschäft nach unten. Die Erträge aus der Atomstromerzeugung dürften hingegen etwas höher ausfallen als bislang gedacht.

Während sich das Netzgeschäft 2022 etwas schwächer entwickeln wird, erwartet das Management im Nicht-Kerngeschäft nun mehr operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda). Auf Konzernebene wurde der Ausblick aber bestätigt, wie der Konzern am Mittwoch in Essen mitteilte. Bislang wächst Eon dieses Jahr wegen der hohen Energiepreise kräftig. Allerdings liegen der bereinigte operative Gewinn als auch der bereinigte Konzernüberschuss nach neun Monaten leicht unter den Vorjahreswerten. Hintergrund ist neben fehlenden Einmaleffekten auch die Abschaltung von zwei Kernkraftwerken Ende 2021.

Insgesamt fielen die Neunmonatszahlen zwar besser aus als von den Analysten erwartet, an der Börse überwogen allerdings die schlechten Nachrichten. Die Aktie des Dax -Konzerns verlor 1,8 Prozent und notierte zuletzt bei 8,57 Euro. Analyst John Musk von der kanadischen Bank RBC wertete die Nachrichten unter dem Strich leicht negativ.

Im Netzgeschäft erwartet das Management 2022 nur noch 5,3 bis 5,5 Milliarden Euro bereinigten operativen Gewinn. Anfang und Ende der Spanne fallen damit 200 Millionen Euro niedriger aus als bislang. Die Analysten schätzten das Segment vor der Zahlenvorlage durchschnittlich auf knapp unter 5,5 Milliarden Euro im Gesamtjahr. Konzernchef Leonhard Birnbaum hatte bereits im August angemerkt, dass das Netzgeschäft am unteren Ende der bisherigen Spanne landen könnte.

Gleichzeitig wird die Spanne für das Nicht-Kerngeschäft um jeweils 100 Millionen Euro erhöht: Hier werden nun 0,9 bis 1,1 Milliarden Euro bereinigter operativer Gewinn erwartet. Die Analysten erwarteten im Schnitt 857 Millionen Euro. In dem Segment bündelt Eon den Rückbau von Kernkraftwerken sowie das Erzeugungsgeschäft in der Türkei.

Bis Ende September stieg Eons Umsatz dank der hohen Energiepreise um 70 Prozent auf rund 81,6 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn ging um 3 Prozent zurück auf 6,1 Milliarden Euro. In gleichem Maße fiel auch der bereinigte Konzernüberschuss auf 2,1 Milliarden Euro. Unterm Strich belief sich der Gewinn nach neun Monaten auf 3,8 Milliarden Euro und blieb damit quasi stabil.

Das Zahlenwerk des Versorgers habe dank einer starken Erholung im dritten Quartal für Zuversicht gesorgt, schrieb Analyst Vincent Ayral von der US-Bank JPMorgan. Sein Kollege Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs verwies auf gute Nachrichten zum Schuldenabbau.

Ähnlich hatte sich am Dienstag auch schon Andrew Fisher Privatbank Berenberg geäußert: Staatliche Unterstützungsmaßnahmen für private Verbraucher und Unternehmen dürften Energielieferanten wie Eon, Engie und Centrica zugutekommen, schrieb er. Insbesondere für Eon gingen damit die Risiken mit Blick auf die Verschuldung zurück./lew/men/mis