ESSEN (dpa-AFX) - Das mildere Wetter und der Wegfall von Einmaleffekten haben beim Energieversorger Eon im ersten Halbjahr für einen Ergebnisrückgang gesorgt. Während der operative Gewinn im Netzgeschäft nahezu auf dem Niveau des Vorjahres blieb, ging er im Energievertrieb deutlich zurück. Chef Leonhard Birnbaum sieht den Dax -Konzern aber "voll auf Kurs" seine Jahresziele zu erreichen. Der Aktienkurs schwankte.

Zum Handelsstart legte der Kurs leicht zu, drehte dann aber ins Minus. Zuletzt gehörte die Aktie mit anderthalb Prozent Abschlag zu den größten Verlierern im Feld der 40 Dax-Werte. Analyst Alexander Wheeler von der kanadischen Bank RBC erwartet, dass die kurzfristige Entwicklung der Eon-Aktie auch von RWE abhängen wird. Der Energiekonzern hält 15 Prozent an Eon. In den vergangenen Monaten wurde vor allem in Presseberichten immer wieder über die Kapitalallokation von RWE, sowie mögliche Zu- und Verkäufe diskutiert.

Konzernweit fiel der Umsatz um ein Viertel auf 39,5 Milliarden Euro, wie Eon am Mittwoch in Essen mitteilte. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um 14 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro zurück. Hier wirkte sich die in diesem Jahr positive Bewertung von Derivaten aus, die bei Eon nicht zum operativen Geschäft zählen. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von fast 2,4 Milliarden Euro und damit mehr als doppelt so viel, wie ein Jahr zuvor. Auch dies lag an der Bewertung der Derivate, sowie geringeren Steuern.

Die erst seit Juni amtierende Finanzchefin Nadia Jakobi verwies auf die Investitionen als Basis für die in ihren Augen positive Entwicklung. Eon nahm im ersten Halbjahr mit 2,9 Milliarden Euro rund ein Fünftel mehr in die Hand als im Vorjahr.

Sie kündigte in einer Telefonkonferenz mit Journalisten am Vormittag an, dass der Geschäftsbereich "Energy Infrastructure Solutions" 2024 lediglich das untere Ende der Prognosespanne erreichen werde. Seit dem Jahreswechsel bündelt Eon in dem Segment Großprojekte mit Städten und Gemeinden. Hier werden etwa Quartierslösungen für Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften entwickelt; auch die Fernwärme fällt darunter.

Jefferies-Analyst Ahmed Farman verwies darauf, dass das Wärmegeschäft im ersten Halbjahr etwas enttäuscht habe. Insgesamt bewegten sich die Zahlen aber im Rahmen der Erwartungen. Auch RBC-Analyst Wheeler sprach von "soliden" Halbjahresergebnissen.

Jakobi erwartet trotz der Entwicklung von "Energy Infrastructure Solutions", dass die übrigen Geschäftsteile das schwächere Abschneiden ausgleichen werden, sodass auf Konzernebene weiterhin die Mitte der prognostizierten Spannen avisiert werde.

So will Eon im Gesamtjahr ein bereinigtes Ebitda von 8,8 bis 9 Milliarden Euro erzielen. Das wäre selbst im besten Fall noch ein Rückgang von über 4 Prozent im Vergleich zu 2023. Zum damaligen Zeitpunkt machte sich positiv bemerkbar, dass Eon die durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Energiepreise verzögert an die Kunden weitergegeben hatte./lew/mis/stk