BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Beim Leasingspezialisten Grenke gibt es wenig überraschend erneut einen Führungswechsel: Der bisherige Finanzchef Sebastian Hirsch rückt dauerhaft an die Spitze des Unternehmens. Vorstandschef Michael Bücker scheidet endgültig aus und wird den Konzern zum 28. Februar verlassen. Die Bestellung des 61-jährigen Managers war im November krankheitsbedingt bis zu diesem Datum widerrufen worden. Hirsch hatte zuvor bereits als Bückers Stellvertreter dessen Aufgaben übernommen.

Die im SDax notierte Grenke-Aktie gab am Freitagmorgen im frühen Handel knapp ein Prozent nach - allerdings hatte das Papier am Vortag auch kräftig zugelegt. Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie mittlerweile fast 50 Prozent hinzugewonnen, nachdem sie in der Pandemie und durch die Attacke eines Leerverkäufers in den vergangenen Jahren mächtig unter die Räder gekommen war.

Der Chefwechsel bei Grenke zieht entsprechend auch eine Neuordnung auf dem Sessel des Finanzvorstands nach sich: Nach einer Übergangs- und Einarbeitungsphase, in der Hirsch das Finanzressort weiter zusätzlich leitet, soll Martin Paal dort die Chefrolle einnehmen, wie der Konzern am Donnerstagabend in Baden-Baden mitteilte. Dieser ist seit 2022 bei Grenke an führender Stelle für das Controlling verantwortlich und fungiert zunächst als stellvertretender Finanzvorstand. Mit der Bestellung des 41-jährigen Hirsch und des 43-jährigen Paal leitet Grenke zugleich einen Generationenwechsel ein.

Für Grenke ist Hirsch der dritte Firmenlenker in nicht einmal zwei Jahren. Die frühere Chefin Antje Leminsky war im Sommer 2021 mitten in einer schweren Krise zurückgetreten. Im Herbst 2020 hatte der Leerverkäufer Viceroy schwere Vorwürfe rund um die Geschäftspraktiken der Firma erhoben. Eine Sonderprüfung der Finanzaufsicht Bafin stellte daraufhin organisatorische Mängel fest. Grenke erhielt letztlich das volle Testat für seine Bilanzen, ordnete aber in der Folge auch seine Beteiligungen neu und übernahm Franchise-Gesellschaften, deren Rolle von Anlegern moniert worden war.

Leminskys Nachfolger Bücker war im August 2021 an die Spitze des Unternehmens gerückt, zuvor war er Mitglied des Vorstands der Bayerischen Landesbank gewesen. Der Grenke-Aufsichtsrat würdigte in der Mitteilung vom Donnerstagabend Bückers Verdienste und "sein außerordentliches Engagement in einer Phase der Anpassung der Geschäftsorganisation an die regulatorischen Anforderungen für das deutsche und internationale Geschäft". Der scheidende Firmenchef habe das Unternehmen entsprechend neu aufgestellt und zurück auf Wachstumskurs geführt.

Grenke bietet vor allem Leasinggeschäfte für kleine und mittlere Gewerbekunden an, die ihre Geschäftsausstattung wie Rechner, Drucker oder Restaurant-Möbel lieber leasen, anstatt zu kaufen. Das hatte in der Pandemie vor allem im Gastgewerbe und im Tourismus in Südeuropa die Geschäfte einbrechen lassen.

Der neue Firmenlenker Hirsch steht nun vor der Aufgabe, Grenke wieder zurück zu alter Stärke zu führen. "Sebastian Hirsch wird als neuer CEO für die Kontinuität und die strategischen Impulse sorgen, die das Unternehmen braucht, um weiter zweistellig und profitabel zu wachsen", hieß es dazu vom Aufsichtsrat. Im vergangenen Jahr lief es für Grenke nach dem Corona-Einbruch zwar schon wieder deutlich besser, doch drückten die steigenden Zinsen auf die Gewinnmargen. Zudem konzentriert sich Grenke zunehmend auf größere Verträge, die weniger profitabel sind. Analysten beurteilten indes zuletzt die Lage beim Leasingspezialisten mehrheitlich wohlwollend und sehen Grenke mittlerweile wieder zurück auf dem Wachstumspfad./tav/lew/stk