TOKIO (dpa-AFX) - Der Kurs des Yen hat am Freitag in einer starken Bewegung unvermittelt angezogen. Nachdem die japanische Währung zunächst zum US-Dollar an ihre jüngsten Verluste angeknüpft hatte und für einen Dollar erstmals seit 1990 fast 152 Yen gezahlt werden mussten, kippte die Stimmung plötzlich. Der Kurs des Yen zum Dollar fiel bis auf 146,20 und damit auf das Niveau von Mittwoch letzter Woche zurück. Zuletzt notierte der Dollar bei rund 147 Yen.

Der starke Kursanstieg löste am Markt die Spekulation aus, dass die japanische Regierung erneut am Devisenmarkt eingegriffen haben könnte, um die Landeswährung zu stützen. Bereits im September hatte die Regierung interveniert, nachdem der Kurs auf 145,90 Yen je Dollar gestiegen war. Es war der erste Eingriff seit 1998 gewesen.

Händlern sprachen davon, dass wohl versucht worden sei, mehr als zehn Milliarden US-Dollar zu verkaufen. Laut einem Börsianer entspricht das Kursmuster zumindest nicht dem einer Intervention von Seiten der japanischen Notenbank.

Ein anderer Beobachter aber wollte eine Intervention auch nicht ausschließen. Die Kursschwankungen vom Tageshoch zum Tagestief am Freitag seien vergleichbar mit der entsprechenden Kursschwankung, die es bei der Intervention der Regierung im September gegeben habe.

Die Wirtschaftszeitung Nikkei berichtete unter Berufung auf nicht genannte Personen, die Regierung habe tatsächlich am Devisenmarkt eingegriffen, um den Yen zu stützen. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete zwar, der im japanischen Finanzministerium für den Währungsmarkt zuständige Beamte Masato Kanda habe nicht kommentieren wollen, ob es eine Intervention von Seiten der Regierung gegeben habe. Allerdings hatte Finanzminister Shunichi Suzuki in dieser Woche bekräftigt, dass "das Land angemessene Maßnahmen gegen spekulative Bewegungen ergreifen werde".

Alex Etra, leitender Stratege bei Exante Data, sagte: "Es riecht auf jeden Fall nach Intervention." Ein solcher Eingriff aber werde den Yen nicht davon abhalten, sich weiter abzuschwächen, denn die Politiker "rudern gegen die Fundamentaldaten an: hohe Energiepreise und Zinsdifferenzen."

Der Yen wird vor allem auch durch die Geldpolitik der japanischen Zentralbank belastet, die im Gegensatz zu vielen anderen Notenbanken nicht gegen die Inflation im Land ankämpft. Diese ist zwar deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern, für japanische Verhältnisse aber relativ hoch./la/ngu