WIESBADEN/BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Industrie hat ihre Gesamtproduktion im August zurückgefahren. Gegenüber dem Vormonat sank die Herstellung in den drei großen Bereichen industrielle Fertigung, Energie und Bau um insgesamt 0,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten mit einem Rückgang von im Schnitt 0,5 Prozent gerechnet. Die Entwicklung im Juli wurde von einem Rückgang um 0,3 Prozent auf eine Stagnation revidiert. Auf Jahressicht stieg die Gesamtproduktion im August um 2,1 Prozent.

Die Warenherstellung in der Industrie bewegte sich mit einem geringfügigen Rückgang um 0,1 Prozent auf Stagnationsniveau. Die Energieproduktion fiel allerdings deutlich um 6,1 Prozent, ebenso gab die Bauaktivität spürbar um 2,1 Prozent nach. Die Entwicklung in der Industrie fiel durchwachsen aus: Während mehr Investitions- und Konsumgüter produziert wurden, ging die Herstellung von Vorleistungsgütern zurück.

Fachleute werteten die Daten kurzfristig positiv, bleiben mittelfristig aber pessimistisch. Der Rückgang der Gesamtproduktion sei durch schwankungsanfällige Komponenten wie die Energieerzeugung getrieben, kommentierte Franziska Palmas vom Analysehaus Capital Economics. Das lege nahe, dass sich die Industrie im Sommerquartal besser geschlagen habe als erwartet. "Da aber die Energiekrise und die schwächere Nachfrage die Industrie in den kommenden Monaten schwer belasten werden, erwarten wir einen starken Rückgang der Industrieproduktion."

Ähnlich äußerte sich Experte Ralph Solveen von der Commerzbank: Die neuen Daten machten Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft im Sommer noch nicht geschrumpft sei. "Für das Winterhalbjahr ist allerdings weiter mit einem deutlichen Minus zu rechnen." So habe sich die Stimmung bei den Unternehmen und Konsumenten zuletzt spürbar eingetrübt. Die deutsche Wirtschaft wird seit längerem durch die Folgen des Ukraine-Kriegs und Nachwirkungen der Corona-Pandemie belastet. Dazu gehören drastische Preisanstiege von Energie und vielen Rohstoffen sowie anhaltende Probleme im Welthandel./bgf/men