JENA (dpa-AFX) - Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec hat wegen einer unerwartet langsamen Erholung des Gerätegeschäfts seinen Ausblick gekappt. Die Geschäfte im April und Mai blieben hinter dem Vorjahr zurück, wie das im MDax notierte Unternehmen am Montag mitteilte. Für das laufende Geschäftsjahr (bis Ende September) rechnet Carl Zeiss deshalb nun mit rund 2 Milliarden Euro Umsatz. Zuvor wurden 2,1 bis 2,15 Milliarden angepeilt. Das operative Ergebnis (Ebit) dürfte 215 bis 265 Millionen Euro erreichen und damit deutlich unter dem bisherigen Ziel eines vergleichbaren Niveaus zum Vorjahr von gut 348 Millionen liegen. Der Aktienkurs brach daraufhin ein.

Am späten Vormittag sackten die Papiere in der Spitze um 11 Prozent ab und standen zuletzt noch 9,7 Prozent im Minus bei 76,20 Euro. Damit beschleunigten sie ihre Mitte März eingeleitete Talfahrt und fielen auf den tiefsten Stand seit Ende Oktober. Im laufenden Jahr hat Carl Zeiss schon fast ein Viertel an Börsenwert verloren. Vom Rekordhoch im September 2021 jenseits der 200 Euro sind die Aktien weit entfernt. RBC-Analyst Jack Reynolds-Clark bezeichnete die Prognosesenkung als enttäuschend, allerdings hätten viele Investoren bereits damit gerechnet.

Dutch Ophthalmic Research Center (D.O.R.C.) ist in den Prognosen ausgeklammert, die jüngste Übernahme soll in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres weiterhin zusätzlich 100 Millionen Euro zu den Erlösen beisteuern. Im kommenden Geschäftsjahr 2024/25 rechnet Carl Zeiss mit erneutem Wachstum. Mut mache die Einführung neuer Produkte in Schlüsselmärkten. An den Mittelfristzielen hält das Unternehmen fest und will demnach mindestens so schnell wachsen wie die zugrundeliegenden Märkte. Außerdem soll die operative Marge nachhaltig über 20 Prozent steigen.

Zuletzt litt Carl Zeiss vor allem unter einer schwächeren Nachfrage im Gerätegeschäft. Insbesondere in Nordamerika bekam das Unternehmen ein "restriktives Investitionsklima bei wichtigen Kundengruppen" zu spüren. Darüber hinaus sei auch die wichtige Sommersaison für refraktive Operationen in China bisher nur langsam angelaufen. Die Bestellungen für entsprechende Verbrauchsmaterialien blieben daher hinter den Vorjahreswerten zurück. Zusätzlicher Gegenwind kam durch die langsamer als gedacht verlaufende Einführung der neuen staatlichen Vergabesysteme für Intraokularlinsen in China.

In den ersten acht Monaten des laufenden Geschäftsjahrs ging der Umsatz von Carl Zeiss um drei Prozent auf knapp 1,26 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis (Ebit) sackte um 26 Prozent auf 135 Millionen Euro ab. Der MDax-Konzern will die Kosten weiter senken, vor allem in Vertrieb und Marketing sowie Forschung und Entwicklung. Details dazu sollen mit Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal am 6. August bekanntgegeben werden./niw/mne/jha