BERLIN/KARLSRUHE (dpa-AFX) - Der deutsche Cloudanbieter Ionos hat einen Großauftrag von der Bundesverwaltung für den Aufbau einer besonders strikt abgesicherten Computer-Cloud-Lösung erhalten. Das teilte die Tochtergesellschaft des Internetkonzerns United Internet (1&1 , GMX, Web.de) am Dienstag in Karlsruhe mit. In der Ausschreibung des Rahmenvertrags wurde eine Obergrenze von 410 Millionen Euro genannt. Der Kurs der Ionos-Aktie sprang nach den Neuigkeiten auf ein Rekordhoch.

Das Papier gewann am Vormittag zeitweise fast 16 Prozent auf 24,65 Euro und wurde damit so teuer gehandelt wie nie zuvor. Zuletzt lag es am späten Vormittag noch mit gut 14 Prozent im Plus und war damit weiterhin klarer Spitzenreiter im Kleinwerte-Index SDax . Seit dem Jahreswechsel hat die Ionos-Aktie nun um rund 42 Prozent zugelegt.

Die "private Enterprise-Cloud", die unter anderem vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert wurde, soll in den Rechenzentren des Informationstechnikzentrums Bund (ITZBund) betrieben werden.

Das Besondere an der Ionos-Lösung ist, dass diese Plattform nicht mit dem öffentlichen Internet verbunden ist. Dabei wird ein Konzept verwendet, das als "Air Gapping" bekannt ist. Das macht es für Außenstehende nahezu unmöglich, auf sensible Informationen zuzugreifen. Beim "Air Gapping" werden die Rechner von den Netzwerken separiert, der Datenverkehr für Softwareupdates wird dann beispielsweise mit transportablen Speichermedien erledigt.

Die Anwender in der Verwaltung greifen über abgeschirmte und gesicherte Datennetze des Bundes auf die "private Cloud" zu. Zu den IT-Anwendungen des Bundes gehören über 1000 Fachverfahren der Verwaltung, darunter das Punktekonto des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg ("Fahreignungsregister") oder die Berechnung und Auszahlung der Leistungen nach dem Bundes­ausbildungs­förderungs­gesetz (BAfögG).

"Eine solche Plattform als Air-Gapped-Lösung außerhalb der eigenen Rechenzentren anzubieten ist eine komplexe Anforderung, die nur wenige Anbieter erfüllen können", sagte Achim Weiß, CEO von Ionos. Die Lösung entspreche nicht nur den hohen Sicherheitsanforderungen, sondern stelle auch einen wichtigen Schritt in Richtung einer digitalen und effizienten Verwaltung dar.

Das Informationstechnikzentrum Bund ist eine zentrale Dienstleistungseinrichtung der deutschen Bundesverwaltung, die für die Bereitstellung und den Betrieb von IT-Dienstleistungen zuständig ist. Als Anstalt des Öffentlichen Rechts soll das ITZBund die Effizienz und Sicherheit der Informationstechnologie innerhalb der Bundesverwaltung erhöhen und die Digitalisierung der Verwaltung vorantreiben./chd/DP/stw