HANNOVER (dpa-AFX) - Eine Studie hat die Sicherheit der Deutschen Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle kritisiert. "Die aktuelle Sicherung und Sicherheit der Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle in Deutschland ist teilweise hoch problematisch", heißt es in der Studie im Auftrag des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), die am Dienstag veröffentlicht wurde. Ein Problem: Die Lager müssen voraussichtlich deutlich länger betrieben werden als ursprünglich geplant. Der BUND fordert deshalb ein "solides, deutschlandweites Sicherheitskonzept". In Niedersachsen sind von der Kritik vier Standorte betroffen.

"Die Zwischenlager werden schleichend zu Langzeitlagern und sind dafür gar nicht ausgelegt", sagte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. Bei der Sicherheit brauche es Nachbesserungen.

In den Zwischenlagern fehle es etwa an Reparatur- und Inspektionsmöglichkeiten, um defekte Transportbehälter zu überprüfen, heißt es in der Studie. Zudem müsse die Alterung des Behältermaterials stärker berücksichtigt werden. Eigentlich sei die Lagerung in den Transportbehältern auf 40 Jahre befristet. Deshalb brauche es Inspektionsmöglichkeiten. Darüber hinaus seien die Standorte nicht genügend gegen Terrorangriffe geschützt.

In ihrer Studie rechnet die Physikerin Oda Becker vor, dass für viele Zwischenlager die Genehmigung in absehbarer Zeit auslaufe. Bis ein Endlager den Betrieb aufnehme, könne es aber noch 120 Jahre dauern, schreibt sie unter Verweis auf die Entsorgungskommission des Bundes. Sechs Jahre vor dem Ende der Genehmigung müsse die zuständige Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) zudem den Verbleib der eingelagerten Brennelemente nachweisen. Dieser Zeitpunkt wird etwa in Gorleben 2028 erreicht.

"Die Sicherheit ist in allen BGZ-Zwischenlagern gewährleistet," betonte die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung in einer Stellungnahme. "Es sind in rund 30 Jahren Betrieb der Zwischenlager keinerlei Störungen aufgetreten, die für Mensch oder Umwelt eine Gefährdung bedeutet hätten." Das Konzept sei so robust, dass die BGZ immer ausreichend Zeit habe, Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit umzusetzen.

Es gebe ein umfassendes Forschungsprogramm, um die Sicherheit über die genehmigten vierzig Jahre hinaus nachzuweisen. Auf dieser Basis würden die neuen Zwischenlagergenehmigungen für die einzelnen Standorte rechtzeitig beantragt. Dabei solle auch die Öffentlichkeit beteiligt werden.

Im niedersächsischen Gorleben im Vierländereck mit Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt war einst das Endlager in einem ehemaligen Bergwerk geplant. In einer Halle lagern dort derzeit 113 der 240 Transportbehälter mit hoch radioaktivem Material in Niedersachsen. Den Angaben nach beinhalten fünf von ihnen Brennelemente, der Rest Abfall aus der Wiederaufbereitung. Die weiteren Standorte in dem Bundesland sind an den stillgelegten Kernkraftwerken Lingen im Emsland, Grohnde in der Nähe von Hameln und Unterweser südlich von Bremerhaven. Bundesweit gibt es 16 Zwischenlager. Sie sind längstens bis 2047 genehmigt, zwei würden derzeit ohne Genehmigung betrieben, heißt es in der Studie.

"Niedersachsen hat einen traurigen Spitzenplatz, was gescheiterte Konzepte für Atommülllager betrifft", sagte die Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen, Susanne Gerstner. Neben dem aufgegebenen Endlager in Gorleben gebe es in dem Bundesland auch das havarierte Atommülllager in der Asse./xma/DP/zb