MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der wegen mutmaßlichen Milliardenbetrugs angeklagte frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun fordert von der Justiz die Suche nach seit 2020 vermissten Milliarden. "Man müsste einmal sauber ermitteln, wieviel ist davon wieder holbar", verlangte Braun am Donnerstag vor dem Landgericht München I.

Bei dem Geld handelt es sich um angeblich auf südostasiatischen Treuhandkonten verbuchte Erlöse, die bei der Bilanzprüfung im Jahr 2020 nicht auffindbar waren. Dies hatte dann zur Insolvenz des Dax -Konzerns geführt. "Ich bin der Überzeugung, dass das Geschäft existiert hat, aber in wesentlichen Teilen nicht auf das Treuhandkonto geflossen ist", betonte Braun am vierzehnten der zunächst terminierten hundert Prozesstage.

Braun widersprach damit dem mitangeklagten Kronzeugen Oliver Bellenhaus, nach dessen Aussage diese Erlöse frei erfunden waren. Beide Manager sitzen seit über zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft und beschuldigen sich wechselseitig.

Der frühere Wirecard-Chef relativierte seine eigene Verantwortung für Bilanzskandal und Kollaps des Dax-Konzerns. Der Vorsitzende Richter Markus Födisch hielt Braun eine Aussage aus einer seiner Vernehmungen durch die Staatsanwaltschaft vor. Damals hatte Braun eingeräumt, versagt zu haben. "Ich würde das heute nicht mehr so formulieren", sagte Braun in der Verhandlung.

Die vierte Strafkammer will den 53-Jährigen insgesamt vier Prozesstage lag vernehmen. Vorsitzender Födisch will Braun keine ausweichenden Antworten durchgehen lassen: "Sie haben mit sehr vielen Worten das Gleiche gesagt wie vorhin, nämlich gar nichts", wies er Braun einmal zurecht./cho/DP/jha