ARLINGTON (dpa-AFX) - Der US-Flugzeugbauer Boeing kommt nicht aus den roten Zahlen. Stockende Lieferketten und Probleme bei mehreren Modellen führten im zweiten Quartal unter dem Strich zu einem Verlust von 149 Millionen US-Dollar (rund 135 Mio Euro), wie Boeing am Mittwoch in Arlington mitteilte. Schon im ersten Quartal hatte der Konzern einen Verlust erlitten, nachdem er von 2019 bis 2022 bereits vier Jahre in Folge in den roten Zahlen gesteckt hatte. Dennoch sprach Boeing-Chef Dave Calhoun von einem "soliden zweiten Quartal".

So erzielte der Konzern in den Monaten April bis Juni überraschend einen bereinigten freien Barmittelzufluss von 2,6 Milliarden Dollar. Analysten hatten damit gerechnet, dass der Konzern wieder einmal Geld verbrennen würde. Die Boeing-Aktie legte im vorbörslichen US-Handel um mehr als drei Prozent zu.

Im zweiten Quartal wirkte sich der Anstieg der Flugzeugauslieferungen positiv auf den Umsatz aus: Der Erlös stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf knapp 19,8 Milliarden Dollar und damit deutlich stärker als von Analysten im Schnitt erwartet.

Boeing-Chef Calhoun will die Produktion der Mittelstreckenjets der 737-Reihe jetzt bis zum Jahr 2025 oder 2026 wieder auf 50 Stück pro Monat nach oben treiben. Derzeit bewegt sich der Hersteller noch auf eine Rate von monatlich 38 Stück zu. Zwar kämpft Boeing wie sein Rivale Airbus aus Europa mit fehlenden Bauteilen von Zulieferern und anderen Engpässen in den Lieferketten. Im laufenden Jahr will der Hersteller weiterhin insgesamt 400 bis 450 Maschinen aus der 737-Reihe ausliefern.

Beim Löwenanteil dieser Maschinen handelt es sich um die modernisierte Version 737 Max, die ab März 2019 nach zwei tödlichen Abstürzen lange Zeit weltweit nicht abheben durfte. Die Startverbote und die Nachbesserungen an den Maschinen hatten den Hersteller zusammen mit weiteren Problemen in eine tiefe Krise gestürzt. Seitdem ist der europäische Rivale Airbus der größte Flugzeugbauer der Welt. Mittelstreckenjets sind die mit Abstand meistgefragten Flugzeuge der Welt. In diesem Segment hat Airbus mit seiner Modellfamilie A320neo seinen US-Rivalen schon lange abgehängt.

Weiterhin stark ist Boeing bei den deutlich größeren Jets für die Langstrecke. So will der Hersteller die Produktion seines Großraumjets 787 "Dreamliner" bis Ende des Jahres von derzeit vier auf dann fünf Stück pro Monat hochfahren und im Gesamtjahr 70 bis 80 Stück ausliefern. Bis 2025 oder 2026 sollen dann monatlich zehn Maschinen fertig werden. Auch beim "Dreamliner" hatte der Hersteller zwischenzeitlich Probleme: Wegen Qualitätsmängeln durfte er bis vergangenen Sommer mehr als ein Jahr lang keine Maschinen des Typs ausliefern.

Als teuer erweisen sich auch mehrere Entwicklungen im Rüstungsgeschäft. Im zweiten Quartal verbuchte der Konzern hier erneut gestiegene Kosten beim neuen Schulungsflugzeug T-7A und der Tarnkappendrohne MQ-25, die er wegen der Fixpreis-Verträge mit der US-Regierung selbst tragen muss. Und der verzögerte Start des ersten Flugs des Raumschiffs "Starliner" mit Menschen an Bord führte zu einer Sonderbelastung von 257 Millionen Dollar. Wie das Verkehrsflugzeuggeschäft schrieb im zweiten Quartal auch die Raumfahrt- und Rüstungssparte im operativen Geschäft daher rote Zahlen./stw/mne/he