MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Autobauer BMW hat in seinem Kerngeschäft im Schlussquartal überraschend wenig operativen Gewinn gemacht. Zwar konnte BMW Umsatz und Gewinn im Gesamtjahr vor allem auch dank der Mehrheitsübernahme des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BBA deutlich steigern. Doch selbst eine unerwartet deutliche Dividendenerhöhung konnte die Anleger am Donnerstag nicht versöhnlich stimmen, die Aktie rutschte nach den Zahlen zwischenzeitlich deutlich ab.

Das im Dax notierte Stammpapier der Münchener lag am Nachmittag 1,5 Prozent im Minus bei 99,46 Euro. Zuvor hatte der Kurs am Morgen noch bis auf 103,70 Euro zugelegt und damit ein Hoch seit 2015 markiert. Seit dem Tief Anfang Oktober von unter 69 Euro war die Aktie gut gelaufen und hatte viel Boden gutgemacht.

Analyst Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies sprach von leicht enttäuschten Erwartungen im vierten Quartal, vor allem in der Autosparte und der Finanzdienstleistungssparte. Börsenhändler schlugen in die gleiche Kerbe.

Vor Zinsen und Steuern legte das Ergebnis im Automobilbau im Schlussquartal zwar um gut die Hälfte auf 2,9 Milliarden Euro zu, wie das Dax -Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Das war aber vor allem der Mehrheitsübernahme des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BBA zu verdanken, das im Vorjahresquartal noch nicht zum Konzern gezählt wurde. Analysten hatten sich mehr Gewinn im Tagesgeschäft erhofft. Die operative Marge lag bei 8,5 Prozent nach 7,7 Prozent vor einem Jahr.

BMW erhöhte im Autogeschäft im vierten Quartal die Rückstellungen für Gewährleistungsansprüche, was auf der Marge lastete, wie eine Sprecherin des Konzerns bestätigte. In der Finanzdienstleistungssparte kam darüber hinaus auch eine höhere Vorsorge für Kreditausfälle zum Tragen.

Insgesamt waren die Zahlen stark von der Übernahme in China geprägt. BMW hatte im Februar die seit Jahren vorbereitete Aufstockung der Anteile an BBA von 50 auf 75 Prozent durchgezogen, seitdem zählt das chinesische Geschäft auch zum Konsolidierungskreis.

Der Konzernumsatz wuchs im Gesamtjahr um 28 Prozent auf 142,6 Milliarden Euro. Der Überschuss kletterte um rund die Hälfte auf fast 18,6 Milliarden Euro. Allein 7,7 Milliarden Euro hatte sich BMW dank der buchhalterischen Neubewertung bereits vor der Übernahme gehaltener BBA-Anteile im Finanzergebnis gutgeschrieben. Die Aktionäre sollen je Stammaktie eine überraschend deutlich um 2,70 Euro auf 8,50 Euro erhöhte Ausschüttung erhalten.

BMW führte neben dem Übernahmeeffekt auf den Umsatz auch den steigenden Verkauf teurerer Autos sowie Wechselkurseffekte als Grund für den gestiegenen Erlös an. Insgesamt hatte das Unternehmen nämlich wegen Versorgungsproblemen mit 2,4 Millionen Autos knapp 5 Prozent weniger Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert. Dabei konnte das Unternehmen aber die Auslieferung vollelektrischer Autos mehr als verdoppeln - in diesem Jahr soll der Anteil der Batterieautos am Gesamtverkauf von 9 auf 15 Prozent steigen.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg hingegen im Konzern nur um 4,5 Prozent auf 14 Milliarden Euro. Dem Effekt des hinzugekommenen Geschäfts in der Volksrepublik standen in der Autosparte Belastungen für Kaufpreisabschreibungen und eliminierte Zwischengewinne in Höhe von 3,1 Milliarden Euro gegenüber. Ohne diese Zusatzkosten aus der Übernahme hätte die Marge im Autogeschäft auf Jahressicht bei 11,2 Prozent gelegen und nicht nur bei 8,6 Prozent, hieß es.

Die Vorleistungen für Forschung und Entwicklung fuhr der Konzern weiter hoch, die Kosten dafür lagen mit 6,6 Milliarden Euro gut 5 Prozent über Vorjahr. BMW will Mitte des Jahrzehnts eine neue Modellgeneration auf die Straße bringen und dafür auch eine neue Generation von Elektroantrieben entwickeln. Zudem flossen weitere Mittel in die Digitalisierung der Autos und ins automatisierte Fahren.

"Mit einem starken Produktportfolio in den großen Weltregionen sind wir

sehr gut unterwegs und werden dieses Jahr insbesondere von der Nachfrage nach unseren elektrifizierten Fahrzeugen und den höherklassigen Modellen weiterhin profitieren", sagte Finanzchef Nicolas Peter. Der 60-jährige Manager wird im Mai nach der Hauptversammlung in den Ruhestand gehen. Sein Nachfolger ist mit Walter Mertl (49) bereits vom Aufsichtsrat ernannt worden. Mertl leitete in den vergangenen Jahren den Bereich Konzerncontrolling und ist seit 1998 im Unternehmen./men/mne/mis