BERLIN (dpa-AFX) - Die Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin wird nach Angaben von Integrationssenatorin Katja Kipping immer problematischer. Da immer mehr Geflüchtete in der Hauptstadt ankommen, Aufnahme- und Gemeinschaftseinrichtungen aber so gut wie voll sind, sollen kurzfristig Tausende neue Unterkunftsplätze entstehen - notfalls auch in Zelten. "Wenn die Ankunftszahlen der letzten drei Wochen in dieser Dynamik weitergehen, werden wir bis zum Jahresende in Berlin 8000 bis 10 000 neue Unterkunftsplätze (...) schaffen", kündigte Kipping (Linke) am Dienstag nach einer Senatssitzung an.

Mit Hochdruck werde weiter daran gearbeitet, Unterkünfte in festen Gebäuden zu akquirieren - es werde aber schwer so bis Jahresende auf 10 000 Plätze zu kommen, so Kipping. Worüber nun "eventuell" geredet werde, seien Leichtbauhallen oder hochmoderne Einrichtungen, die wie Zelte aussehen, aber zum Beispiel direkten Zugang zu sanitären Einrichtungen bieten. "Man darf sich das jetzt wirklich nicht wie auf dem Zeltplatz vorstellen, das wäre irreführend", sagte Kipping.

Aktuell hat Berlin rund 28 000 Plätze in Aufnahme- und Gemeinschaftseinrichtungen für Geflüchtete - so viele wie noch nie. Für die nun ins Auge gefassten zusätzlichen eher provisorischen Lösungen hat der Senat laut Kipping mehrere größere Flächen im Blick. Konkrete mögliche Standorte nannte sie aber nicht.

Laut "Tagesspiegel" (Dienstag) werden in einem Papier der Senatorin das Tempelhofer Feld, der Olympiapark, das Messegelände und Freiflächen auf dem früheren Flughafen Tegel genannt. Dass wie beim Flüchtlingsandrang 2015/2016 Turnhallen zu Unterkünften umfunktioniert werden, wolle der Senat nicht, ergänzte Kipping.

Wegen der angespannten Lage setzte die Senatorin Stufe zwei eines Notfallplanes in Kraft. Dadurch soll es möglich sein, die Verfahren bei der Akquise neuer Unterkünfte zu beschleunigen. Der Senat sei dazu auch mit dem Bund im Gespräch, der freie Liegenschaften in der Hauptstadt besitze, so Kipping.

Insgesamt nahm Berlin in diesem Jahr nach Angaben des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) bereits rund 97 000 Geflüchtete auf und damit deutlich mehr als 2015/2016. Demnach handelte es sich - Stand Ende Oktober - um rund 85 500 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und etwa 10 700 Asylbewerber aus verschiedensten anderen Staaten. Hinzu kamen um die 800 Neuankömmlinge aus Sonderaufnahmeprogrammen./kr/DP/ngu