LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Bayer -Aktionäre müssen sich mit Blick auf Details zum Konzernumbau inklusiver einer möglichen Aufspaltung bis März 2024 gedulden. Dann will der seit Juni amtierende Konzernchef Bill Anderson seine Pläne vorstellen. Im Zuge der Vorlage der Resultate des dritten Quartals hieß es am Mittwoch lediglich, Bayer befasse sich weiter mit verschiedenen Optionen, etwa mit einer Trennung der Sparte Consumer Health und/oder der Sparte Crop Science. Gleichzeitig macht der Dax -Konzern nach einem bisher schwierigen Jahr wenig Hoffnung auf deutliche Besserung 2024.

Angesichts der aktuellen Marktdynamik und erster Annahmen für 2024 blieben die Wachstumsaussichten eher schwach und es bestünden weiterhin Herausforderungen für die Profitabilität, hieß es.

Im Fokus steht aber vor allem die Debatte um die künftige Konzernstruktur. Was es nicht geben werde, sei eine gleichzeitige Aufspaltung in drei Teile, sagte Anderson laut Mitteilung. Eine Dreiteilung würde einen zweistufigen Prozess erfordern. Eine komplette Zerlegung ist also nicht vom Tisch.

Ein solches Vorgehen würde sich mit der Erwartung des Analysten Peter Spengler von der DZ Bank decken. Als Vorbild nannte der Experte in einer Studie Mitte Oktober den Dax-Konzern Siemens , der mit den Börsengängen von Siemens Healthineers und Siemens Energy erfolgreich gewesen sei.

Einige Investoren fordern schon länger eine Aufspaltung Bayers, da sie die US-Rechtsprobleme rund um den Unkrautvernichter Glyphosat als Belastung sehen und die Bayer-Einzelteile für wertvoller halten als den Konzern als Ganzes.

Die Äußerungen der Bayer-Führung sorgten an der Börse nicht dauerhaft für Erleichterung. Nach anfänglichen Gewinnen büßte die Aktien zuletzt mehr als drei Prozent ein. Der Kurs ist seit Monaten arg gebeutelt. Die Kursverluste allein 2023 liegen bei 16,5 Prozent. Langfristig sieht es noch weitaus düsterer aus.

Die Agrarsparte ringt indes weiter mit den Rechtsstreitigkeiten rund um den Unkrautvernichter Glyphosat - zuletzt gab es nach einer Bayer-Gewinnserie vor Gericht wieder Niederlagen. Geschworenen-Jurys sprachen Personen, die den Wirkstoff für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen, teils hohe Entschädigungen zu. Die Summen dürften von Richtern zwar noch gesenkt werden und Bayer will ohnehin gegen die Urteile vorgehen, ein negatives Signal sind sie dennoch.

Immerhin: Ein hochrangiges US-Berufungsgericht entschied nun, dass Bayer und andere Unternehmen im Bundesstaat Kalifornien weiter nicht auf mutmaßliche Krebsrisiken von Glyphosat hinweisen müssen. Eine entsprechende Vorschrift sei nicht verfassungskonform.

Indes sieht es auch im Agrar-Tagesgeschäft wenig rosig aus. Grund ist abermals ein Rückgang der im vergangenen Jahr außergewöhnlich hohen Glyphosatpreise. Das Wachstum im Geschäft mit Maissaat und Pilzschutzmittel konnte das nicht ausgleichen: Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten fiel in der Crop-Science-Sparte im dritten Jahresviertel ein Verlust von 24 Millionen Euro an - nach plus 629 Millionen vor einem Jahr.

Analyst Charlie Bentley vom Investmenthaus Jefferies betonte trotz des tristen Abschneidens, dass Bayer sich im wichtigen lateinamerikanischen Markt besser geschlagen habe als die US-Konkurrenz. Die Markterwartungen habe die Sparte indes ebenso verfehlt wie das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten des Segments Consumer Health.

Besser als erwartet schnitt die Pharmasparte ab. Mit 1,44 Milliarden Euro steuerte sie 85 Prozent des operativen Gewinns vor Sondereinflüssen bei.

Alles in allem brach der bereinigte operative Gewinn auf Konzernebene um fast ein Drittel auf 1,7 Milliarden Euro ein und damit stärker als von Analysten erwartet. Unter dem Strich stand ein Verlust von 4,57 Milliarden Euro, auch wegen erneuter Wertminderungen im Agrargeschäft, die der Konzern mit Folgen von Zinsänderungen begründete. Vor einem Jahr hatte unterm Strich noch ein Gewinn von 546 Millionen Euro gestanden.

Den im Sommer gesenkten Jahresausblick bestätigte Anderson nun. Seither steht um Wechselkursveränderungen bereinigt und damit auf Basis der Durchschnittskurse im Vorjahr ein Umsatz von 48,5 bis 49,5 Milliarden Euro im Plan. In den drei Monaten bis Ende September sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als acht Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Negative Währungseffekte ausgeklammert entspricht das einem Minus von nur noch 0,2 Prozent.

Die Prognosen gibt der Konzern wechselkursbereinigt an, um die zugrundeliegende Geschäftsentwicklung besser vergleichbar zu machen. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn soll 2023 ohne Währungseffekte 11,3 bis 11,8 Milliarden Euro erreichen./mis/men/jha/