BERLIN/SAN FRANCISCO (dpa-AFX) - Bayer will mit neuen Medikamenten die perspektivisch wegbrechenden Erlöse mit den Kassenschlagern Xarelto und Eylea mittelfristig mehr als wettmachen. Vier wichtige Wachstumstreiber sollen es in Summe auf einen Spitzenumsatz von mehr als zwölf Milliarden Euro bringen, wie der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Dienstag anlässlich einer Branchenkonferenz der Bank JPMorgan mitteilte. Bis dahin wird es allerdings noch ein paar Jahre dauern: Zwei der Mittel - der Gerinnungshemmer Asundexian und der Wirkstoff Elinzanetant gegen Wechseljahresbeschwerden - sind noch nicht zugelassen. Die Geschäfte mit dem Prostatakrebsmedikament Nubeqa und dem Mittel Kerendia für Nierenpatienten mit Diabetes sind ordentlich angelaufen.

Der Bayer-Kurs reagierte positiv. Die Aktien bauten ihre Gewinne aus und legten an der Dax-Spitze um gut drei Prozent auf 53,48 Euro zu. Im noch jungen Börsenjahr 2023 summieren sich die Gewinne damit auf fast elf Prozent. Nach einem Dämpfer Ende 2022 bewegt sich der Kurs aktuell wieder auf dem Niveau von Anfang Dezember

Den beiden bereits zugelassenen Arzneien traut Pharma-Chef Stefan Oelrich einen jährlichen Spitzenumsatz von jeweils mehr als drei Milliarden Euro zu. Für Nubeqa ist das zwar nicht neu, für Kerendia jedoch hatte bislang lediglich eine Milliarde Euro auf dem Zettel gestanden. Allerdings ist eine Anhebung der Erlösziele für neue Produkte nach einem soliden Verkaufsstart nicht ungewöhnlich.

Während in den ersten neun Monaten 2022 Xarelto und Eylea mit Erlösen von 5,7 Milliarden Euro fast 40 Prozent der Pharmaumsätze von Bayer ausmachten, trugen neue Medikamente mehr als die Hälfte zum Wachstum der Sparte bei. Absolut gesehen ist ihr Beitrag aber noch sehr gering. Die Nubeqa-Erlöse etwa stiegen mit gut 300 Millionen Euro auf mehr als das Doppelte des Vorjahreswerts. Und auch mit Blick auf das Schlussquartal sei er mit der Umsatzentwicklung sehr zufrieden, sagte Oelrich der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Genaue Zahlen zu Kerendia nannte der Pharma-Chef nicht, da Bayer diese nur für die Top-15-Medikamente ausweist. Der Manager gab sich aber optimistisch. Der Wachstumsbeitrag der neuen Mittel werde sich in den nächsten Quartalen verstärken.

Der Gerinnungshemmer Asundexian soll es langfristig auf einen Jahresspitzenerlös von mehr als 5 Milliarden Euro bringen. Mit dem potenziellen Xarelto-Nachfolger startete Bayer jüngst ein zulassungsrelevantes Phase-III-Studienprogramm zur Schlaganfallprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörung). Zudem wird das Mittel bei Patienten untersucht, die einen bestimmten Hirninfarkt (nicht-kardioembolischer ischämischer Schlaganfall) erlitten haben.

Allerdings schläft die Konkurrenz bei der Entwicklung solch neuartiger Gerinnungshemmer nicht, die das Risiko für Blutgerinnsel verringern und dabei weniger Blutungsrisiken mit sich bringen sollen als aktuelle Medikamente. So treiben die Konkurrenten Bristol-Myers Squibb und Johnson & Johnson die Entwicklung von Milvexian voran. Daher versucht Bayer, Tempo zu machen. Ziel ist ein Zulassungsantrag für Asundexian spätestens im Jahr 2026, so Oelrich.

Und letztlich bleibt der Manager auch für den Wirkstoff Elinzanetant gegen Wechseljahrsbeschwerden mit einem Peak-Sales-Ziel von mehr als einer Milliarde Euro trotz potenziell starker Konkurrenz zuversichtlich. Der Markt für solche Medikamente sei schließlich groß genug. Erste Ergebnisse aus einem zulassungsrelevanten Studienprogramm werden in der zweiten Jahreshälfte 2023 erwartet.

Anders als bei Xarelto und Eylea setzt Bayer bei den neuen Medikamenten eher auf einen eigenen Vertrieb in den USA. Die Erlöse und Gewinne in dem wichtigen Pharmamarkt werden also nach Leverkusen fließen. Insgesamt richtet sich der Konzern damit stärker auf die USA aus, ein Markt, der aktuell attraktiver scheint als Europa.

So bekommt Bayer weiterhin die stark gestiegenen Kosten für viele Rohstoffe, Vorprodukte und Dienstleistungen zu spüren. "Und Bayer hat den strukturellen Nachteil, dass wir bislang ein relativ kleines US-Geschäft haben", sagte Oelrich. In den USA können Pharmaunternehmen zumindest einen Teil der steigenden Kosten auf die Preise umlegen. In Europa herrsche indes tendenziell Preisdruck./mis/tav/jha/