LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern BASF will nach einem Geschäftseinbruch im laufenden Jahr künftig keine Umsatzprognosen mehr abgeben. Für das Jahr 2024 wird der Vorstand am 23. Februar lediglich Ziele für den Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen (bereinigtes Ebitda) sowie den Barmittelzufluss nennen, wie der Dax -Konzern anlässlich einer Investorenveranstaltung am Donnerstag in Ludwigshafen mitteilte. Bisher hatte BASF Jahresziele für den Umsatz, den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (bereinigtes Ebit) sowie die Rendite auf das betriebsnotwendige Kapital (ROCE) genannt. Die Aktie legte nach den Ankündigungen zuletzt um mehr als ein Prozent zu.

Künftig will der Vorstand bestimmten Geschäftsbereichen mehr Freiheiten einräumen, um sich auf ihre Kunden einzustellen. "Wir kombinieren die Vorteile eines differenzierteren Ansatzes zur Steuerung einzelner Geschäfte mit den Vorteilen des Verbunds sowie unserer Aufstellung als integriertes Unternehmen", sagte Finanzchef Dirk Elvermann der Mitteilung zufolge.

Die neuen Freiräume gelten den Angaben zufolge für das Geschäft mit Batteriematerial und Beschichtungen sowie die Angebote für die Landwirtschaft, die nicht so stark in den Verbund der BASF-Produktion integriert seien. Die Geschäfte mit Basischemikalien (Chemicals), Kunststoffen (Materials), Additive (Industrial Solutions) und Inhaltsstoffe für Konsumgüter (Nutrition & Care) sollen stark integriert bleiben.

Auch in den einzelnen Sparten sollen sich die Ziele ab dem kommenden Jahr um die neue Hauptkennzahl für den operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) sowie den Barmittelzufluss drehen.

So nimmt sich der Vorstand für das Verbundgeschäft eine bereinigte operative Marge (bereinigte Ebitda-Marge) von 17 Prozent vor, die über den Chemiezyklus hinweg erreicht werden soll. Beim Batteriematerial ohne Metalle soll die Marge bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent erreichen, bei Beschichtungen mittelfristig mindestens 15 Prozent. Im Geschäft mit der Landwirtschaft peilt der Vorstand mittelfristig eine Marge von mindestens 23 Prozent an.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen für die Wirtschaft haben BASF stark durchgeschüttelt. Zunächst brockten der Rückzug der Konzerntochter Wintershall Dea aus Russland und die Abschreibungen auf die Beteiligung an der Gaspipeline-Gesellschaft Nord Stream AG dem Chemieriesen BASF im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust ein.

Im Jahr 2023 schlug die schwache Konjunktur aufs laufende Geschäft durch: Im Juli kappte das Management seine Umsatzprognose von zuvor 84 bis 87 Milliarden auf nur noch 73 bis 76 Milliarden Euro. Inzwischen rechnet der scheidende Vorstandschef Martin Brudermüller nur noch mit einem Umsatz am unteren Ende dieser Spanne.

Im Vorjahr hatte BASF noch einen Umsatz von gut 87 Milliarden Euro erzielt. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres kam der Konzern auf einen Umsatz von 53 Milliarden Euro, 22 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Schon im Februar hatte BASF ein Sparprogramm aufgelegt und angekündigt, 2600 Stellen zu streichen, rund zwei Drittel davon in Deutschland. Im Oktober setzte der Vorstand zudem sein Einsparziel herauf. Insgesamt sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um rund 1,1 Milliarden Euro sinken, statt wie zuvor geplant um rund eine Milliarde.

Unterdessen wird das Management ehrgeiziger mit Blick auf die geplante Senkung der CO2-Emissionen. Schon länger hat sich BASF vorgenommen, den CO2-Ausstoß im eigenen Betrieb und aus zugekaufter Energie (Scope 1 und Scope 2) bis 2030 im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent zu senken, bis 2050 wollen die Ludwigshafener auf Netto-Null kommen. Jetzt nimmt der Vorstand auch den CO2-Ausstoß der zugekauften Rohstoffe (Scope 3.1) in den Fokus. Dieser soll im Vergleich zu 2022 bis zum Jahr 2030 über das gesamte Portfolio hinweg um 15 Prozent sinken und 2050 ebenfalls bei Netto-Null liegen./stw/tav/jha/