FRANKFURT (dpa-AFX) - Kion setzt 2024 auf eine starke Nachfrage nach Gabelstaplern und Flurförderzeugen. In dem Geschäftsbereich wollen die Frankfurter weiter wachsen, während der mit Automationssystemen erzielte Umsatz zurückgehen dürfte. Einen Rückgang der Konzernerlöse insgesamt kann das Management deshalb nicht ausschließen, wie aus dem am Donnerstag in Frankfurt vorgelegten Geschäftsbericht für das vergangene Jahr hervorgeht. Finanzchef Christian Harm gab sich im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aber zuversichtlich, den Großteil der problembehafteten Altlasten im Automationsgeschäft bis Ende des Jahres aus den Büchern zu haben. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an.

Die im Mittelwertesegment MDax notierte Aktie gewann zeitweise 7,5 Prozent, am frühen Nachmittag verringerte sich das Plus auf knapp vier Prozent. Der Aufwärtstrend der vergangenen Tage und Wochen setzt sich damit fort: Seit dem Ende Oktober erreichten Zwischentief hat sich die Aktie über 60 Prozent erholt. Ein Jahr zuvor hatte eine Gewinnwarnung die Aktie abstürzen lassen, seitdem hat sich der Kurswert sogar um 150 Prozent verbessert.

Kion sei weiter auf dem Weg, zwei schwierige Jahre hinter sich zu bringen und in Richtung der mittelfristigen Ziele voranzukommen, schrieb Analyst Alexander Hauenstein von der DZ Bank. Bis Ende 2027 wollen die Frankfurter auch im Automationsgeschäft wieder eine zweistellige Marge erzielen.

Zahlreiche Projekte in dem Segment "Supply Chain Solutions" sind in zeitlichem Verzug und finanziell aus dem Ruder gelaufen - auch weil es bei Kion intern unter anderem Probleme bei den Abläufen gibt. Darunter fallen beispielsweise die Abstimmung von Terminplänen, den Einsätzen von Teams auf verschiedenen Baustellen sowie der Organisation und Verfügbarkeit von benötigten Materialien.

Ein substanzieller Anteil der problembehafteten Projekte sei mittlerweile abgearbeitet, sagte Finanzvorstand Harm im Interview. Bis Ende des laufenden Jahres dürfte dann nur noch auf ein Großauftrag übrig sein, der sich noch bis 2025 ziehen werde. Außerdem wurden bei Neuaufträgen Preisklauseln vereinbart, um zukünftig Kostensprünge besser weitergeben zu können, als in der Vergangenheit.

Gleichzeitig traf Kion zuletzt die stotternde Konjunktur. Während Kunden aus dem Online-Handel vor allem während der Corona-Pandemie die von Kion angebotene automatisierte Lagertechnik wie Förder- und Sortiersysteme massiv nachgefragt hatten, schwächelte die Nachfrage seit geraumer Zeit. Im vergangenen Jahr ging der Umsatz in dem Segment um ein Fünftel zurück, die operative Marge verbesserte sich von 2022 auf 2023 immerhin von minus 1,2 auf plus 1,5 Prozent.

Die schwache Ergebnisentwicklung der Vergangenheit gehe nicht spurlos an dem Konzern vorbei, sagte Harm. Kion trennte sich deshalb im Automationsgeschäft von Angestellten, schloss Standorte oder legte mehrere zusammen. Im vierten Quartal wurden entsprechend Rückstellungen in Höhe von rund 25 Millionen Euro gebildet. Mit den angepassten Bedingungen fühle er sich komfortabel, so Harm.

Indes läuft es im Geschäft mit Gabelstaplern und Flurförderzeugen deutlich besser. In dem Bereich erzielte Kion bereits vergangenes Jahr wieder eine zweistellige operative Marge, nachdem es 2022 wegen des Ukraine-Kriegs und den damit einhergehenden Verwerfungen am Energiemarkt ebenfalls Probleme gegeben hatte. Auch das erste Quartal des neu angelaufenen Jahres dürfte zufriedenstellen gewesen sein, sagte Harm. Allerdings nicht so stark wie das Schlussquartal 2023. Generell rechne er in allen Märkten mit Wachstum, bis auf die Geschäfte in Nordamerika.

Konzernweit soll der Umsatz 2024 zwischen 11,2 und 12 Milliarden Euro liegen. 2023 wurden 11,4 Milliarden Euro erzielt. Das operative Ergebnis soll nach 790,5 im Vorjahr nun zwischen 790 und 940 Millionen Euro erreichen. Für 2023 wird den Aktionären eine Dividende von 70 Cent je Aktie vorgeschlagen, nachdem für das Krisenjahr 2022 lediglich 19 Cent ausgeschüttet wurde.

Kion hatte bereits vor rund zwei Wochen mitgeteilt, dass das im vergangenen Jahr erzielte Konzernergebnis sowie der operative Gewinn im Automationsgeschäft unterhalb der Markterwartungen liegen dürften. Gleichzeitig hatte der Vorstand von einem besser als erwarteten Barmittelzufluss berichtet und im Rahmen der Analystenschätzungen liegenden übrigen Kennziffern. Diese Tendenzen bestätigten die am Donnerstag vorgelegten Zahlen. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von knapp 306 Millionen Euro und damit mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr./lew/zb/stk