LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Die Welle der Gewinnwarnungen in der Chemieindustrie geht weiter. Mit BASF senkte nun auch die Nummer eins der Branche ihren Ausblick für das Jahr. Zuvor hatten bereits Sektorvertreter wie Lanxess , Evonik , Croda oder Clariant tiefer gestapelt. Am Markt war daher bereits mit einer Zielsenkung auch durch die Ludwigshafener gerechnet worden, wenn auch nicht in dem Ausmaß. Am Donnerstag zeigten sich die Investoren dennoch weitestgehend gelassen. Auch die vorläufigen Zahlen zum zweiten Quartal seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, hieß es von Branchenkennern.

Die Aktie notierte am späten Vormittag moderat im Minus. Zwischenzeitig war der Kurs ins Plus gedreht, da Experten vereinzelt Hoffnung auf ein besseres zweites Halbjahr machten.

Die BASF-Führung kalkuliert nun für 2023 mit einem Umsatzrückgang auf 73 bis 76 Milliarden Euro, nach 87,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Bisher war die Prognose mit angepeilten 84 bis 87 Milliarden Euro deutlich höher.

Beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebit) rechnet das Management nur noch mit 4,0 bis 4,4 Milliarden Euro. Bisher stand hier ein Rückgang von knapp 6,9 Milliarden im Vorjahr auf 4,8 bis 5,4 Milliarden Euro im Plan. Das neue Gewinnziel ist deutlich niedriger als von Fachleuten bisher erwartet. Laut Analyst Markus Mayer von der Baader Bank bedeutet der Mittelpunkt der neuen Spanne 14 Prozent Korrekturbedarf für den Marktkonsens.

Die Chemiebranche leidet aktuell unter der mauen Konjunktur und folglich schwacher Nachfrage, die weltweite Produktion ging in der ersten Jahreshälfte deutlich zurück. BASF erklärte, der Konzern rechne auf globaler Ebene zwar nicht mit einer weiteren Abschwächung der Nachfrage, da die Lagerbestände an Chemierohstoffen in den Kundenindustrien bereits stark abgebaut worden seien. Der Konzern geht aber von einer nur zaghaften Erholung aus, da die globale Nachfrage nach Konsumgütern schwächer ausfallen werde als bisher angenommen. Damit dürften aus Sicht des Konzerns auch die Margen unter Druck bleiben.

Im zweiten Quartal sank der Umsatz laut vorläufigen Berechnungen im Jahresvergleich um ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro. Grund waren insgesamt deutlich niedrigere Preise und Mengen. Auch negative Währungseffekte bremsten. Analysten hatten im Schnitt gut zwei Milliarden Euro mehr erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) und Sondereinflüssen traf mit einem Rückgang um mehr als die Hälfte auf eine Milliarde Euro unterdessen die Erwartungen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal steuerten insbesondere die Chemie- und Materialsegmente den Angaben zufolge weniger bei.

Der Gewinn brach im vergangenen Quartal auf 499 Millionen Euro ein. Experten hatten mit 729 Millionen Euro gerechnet. Ein Jahr zuvor hatte BASF noch gut zwei Milliarden verdient.

Den vollständigen Halbjahresbericht legt BASF am 28. Juli vor. Bereits zum Jahresstart hatte der Konzern einen Absatzeinbruch erlitten, auch Umsatz und der Gewinn im Tagesgeschäft sanken deutlich./jha/he/tav/ngu/stk