VELDHOVEN (dpa-AFX) - Der Chipausrüster ASML schraubt trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds seine Umsatzprognose nach oben - wenn auch nur in geringem Maß. Wegen eines hohen Auftragsbestands toppte der Konzern im zweiten Quartal die Erwartungen der Analysten. Wann die Erholung auf den Märkten einsetze, bleibe unklar, sagte der Konzernchef Peter Wennink. Ein deutliches Plus bei den Auftragseingängen deutet sich aber bereits an.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an, ASML-Papiere notierten am Vormittag rund 1,3 Prozent im Plus. Seit Jahresbeginn verbuchte der Kurs einen Zuwachs von einem Drittel.

Im Vergleich zum Vorjahr soll sich das Umsatzwachstum 2023 in Richtung 30 Prozent bewegen, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Bisher stand ein Wachstum um mehr als 25 Prozent im Plan. Im dritten Quartal peilt das Management einen Umsatz von 6,5 bis 7 Milliarden Euro an, wovon rund die Hälfte als Bruttomarge hängen bleiben soll. Das Umsatzziel liegt damit höher als das der Analysten, das Margenziel niedriger.

"Unsere Kunden in den verschiedenen Marktsegmenten sind wegen der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten vorsichtiger", sagte Wennink laut Mitteilung. Sie erwarteten eine verspätete Erholung ihrer Märkte. "Unser hoher Auftragsbestand von rund 38 Milliarden Euro bietet uns jedoch eine gute Grundlage, um diese kurzfristigen Unsicherheiten zu bewältigen", so Wennink.

Die Lithografie-Systeme von ASML werden von Halbleiterkonzernen bestellt, die damit Chips etwa für Smartphones und Computer herstellen. Rezessionssorgen und Inflation hatten die Halbleiterbranche aber zuletzt unter Druck gesetzt.

Im zweiten Quartal entwickelte sich die Auftragslage allerdings besser als erwartet. Insgesamt verbuchte ASML Aufträge im Wert von 4,5 Milliarden Euro, rund ein Fünftel mehr als noch im Vorquartal. Analysten hatten mit einem Wert von knapp vier Milliarden Euro deutlich weniger auf dem Zettel. Allerdings verharrten die Bestellungen der moderneren Lithografie-Systeme mit extrem ultravioletter Strahlung (EUV) auf dem Niveau des Vorquartals, wie Analysten bemängelten. Insgesamt lieferte der Chipausrüster 107 neue Systeme aus und damit elf mehr als im Quartal zuvor.

ASML profitiert zudem davon, dass verkaufte Maschinen schneller als Umsatz verbucht werden, wie Goldman-Sachs-Analyst Alexander Duval schreibt. Der Konzern habe sich mit Kunden geeinigt, dass die Buchung bereits bei der Lieferung, nicht erst bei der Installation wirksam werde. Ein Umsatz in Höhe von 700 Millionen Euro falle so noch in dieses Jahr.

Im abgelaufenen zweiten Quartal kletterte der Umsatz auf 6,9 Milliarden Euro und lag damit 2,3 Prozent höher als im Vorquartal. Die Bruttomarge stieg von 50,6 auf 51,3 Prozent, beide Kennziffern übertrafen die Erwartungen der Analysten. Unter dem Strich fuhr ASML einen Gewinn von 1,94 Milliarden Euro ein und damit etwas weniger als im Vorquartal./jcf/lew/stk