VELDHOVEN (dpa-AFX) - Beim Chipausrüster ASML ist es im Schlussquartal des vergangenen Jahres merklich aufwärts gegangen. Für das EuroStoxx-50-Schwergewicht lief es besser als von Analysten erwartet. Nach einem Einbruch der Neuaufträge im vorangegangenen Quartal zogen diese sprunghaft auf mehr als das Dreifache an. Konzernchef Peter Wennink hat am Mittwoch zur Zahlenvorlage zwar von ersten Anzeichen für einen Aufschwung der Halbleiterbranche gesprochen, bleibt dabei aber dennoch zurückhaltend: Er sieht 2024 unverändert als Übergangsjahr für ASML.

"Die Halbleiterindustrie arbeitet sich weiter durch die Talsohle des Zyklus", sagte Wennink laut Mitteilung in Veldhoven. Es gebe aber erste positive Signale, wie etwa weitere Verbesserungen bei den Lagerbeständen an den Endmärkten.

An der Börse zeigten sich die Anleger über das starke Jahresende 2023 bei Europas wertvollstem Technologiekonzern erfreut. Die Aktie kletterte in der Frühe als einer der Favoriten im europäischen Leitindex um bis zu siebeneinhalb Prozent auf 760 Euro. Damit näherte sich das Papier dem Rekordhoch bei 777,50 von November 2021 weiter an. Der Kurs hatte sich in den vergangenen Monaten im Einklang mit dem Gesamtmarkt bereits merklich von der Oktober-Delle erholt.

Jefferies-Analyst Janardan Menon lobte das ASML-Zahlenwerk in einer ersten Reaktion und verwies insbesondere auf den überraschend hohen Auftragseingang. Dieser stütze den starken Ausblick auf 2025. "Wir bleiben starke Käufer von ASML", lautete sein Fazit.

Beim Chipausrüster waren von Oktober bis Dezember 2023 neue Bestellungen im Wert von knapp 9,2 Milliarden Euro eingegangen, nach lediglich 2,6 Milliarden im Vorquartal. 5,6 Milliarden Euro entfielen hiervon auf EUV-Lithographieanlagen, auf die ASML als einziger Hersteller ein Quasimonopol hat. Analysten hatten mit einer Erholung in solch deutlicher Form nicht gerechnet - sie hatten lediglich mit über alle Produkte hinweg mit neuen Order in Höhe von knapp 3,6 Milliarden Euro kalkuliert. Mit einem Umsatz von gut 7,2 Milliarden Euro und einer Bruttomarge von 51,4 Prozent schlug der Konzern ebenfalls die Erwartungen am Markt.

Auch Konzernlenker Wennink nimmt die Entwicklung als gutes Zeichen. "Unser starker Auftragseingang im vierten Quartal unterstützt eindeutig die zukünftige Nachfrage", sagte er. Zu Ende 2023 saß ASML auf einem Auftragsbestand in Höhe von 39 Milliarden Euro, was Wennink gleichwohl nicht zu vorschnellen Schlüssen verleitet. Er hält an seinen bisherigen Zukunftsprognosen fest, betonte aber, dass diese konservativ seien. Demnach rechnet das Management unverändert für 2024 mit einem im Vergleich zu 2023 stabilen Umsatz. Zugleich sei das aktuelle Jahr ein wichtiges, "in dem wir uns auf signifikantes Wachstum im Jahr 2025 vorbereiten", ergänzte der ASML-Chef.

Nach einem jahrelangen Boom, der unter anderem durch die hohe Nachfrage nach Technologieprodukten in der Corona-Pandemie begründet war, erlebte die Halbeiterindustrie zuletzt eine lähmende Flaute. Hersteller hielten sich mit Bestellungen bei ASML zurück. Trotz der allgemeinen Branchenschwäche konnte der Konzern im vergangenen Jahr seinen Gewinn kräftig ankurbeln, wozu auch das zunehmend problematische China-Geschäft beitrug. Bei einem Umsatzanstieg um rund 30 Prozent wurde der Überschuss mit gut 7,8 Milliarden Euro um knapp 40 Prozent gesteigert. Die Aktionäre sollen 6,10 Euro je Aktie als Dividende erhalten, rund fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

ASML steht derzeit enorm unter politischem Druck der USA, denen das umfangreiche China-Geschäft der Niederländer ein Dorn im Auge ist. Durch geltende Exportbeschränkungen durfte der Konzern bereits seine EUV-Anlagen nicht an die Volksrepublik liefern, die für die Herstellung modernster Halbleiter benötigt werden. Zu Jahresanfang zog dann auf Betreiben von Washington die niederländische Regierung auch eine Lizenz für die Auslieferung von Lithographieanlagen mit kurzwelligem UV-Licht (DUV) zurück. Dadurch konnte ASML chinesische Kunden nicht mehr beliefern.

Im vergangenen Jahr war das China-Geschäft beim Konzern in Erwartung der Restriktionen noch merklich angezogen - im Schlussquartal knickte der Anteil bereits auf 39 Prozent ein, im Vergleich zu 46 Prozent in den drei Monaten zuvor. ASML betonte bisher, die Maßnahmen der US-Regierung und der Niederlande hätten keinen wesentlichen Einfluss auf den eigenen Finanzausblick./tav/mne/stk