WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiter stark an: Ende 2021 waren laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 4,96 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes. Im Dezember 2019 hatte die Zahl der Pflegebedürftigen erst bei 4,13 Millionen gelegen.

Der Anstieg von 20 Prozent innerhalb eines Jahres hat allerdings auch mit einer Gesetzesänderung zu tun, wie das Amt am Mittwoch in Wiesbaden erklärte. 2017 war der Begriff Pflegebedürftigkeit weiter gefasst worden, seither werden mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft als zuvor. Außerdem wurden dem Amt zufolge rund 160 000 Personen mit Anspruch auf Leistungen nach dem Pflegegrad 1 bisher nicht erfasst - auch darauf ist ein Teil des Anstiegs zurückzuführen, wie die Statistiker erklärten.

Insgesamt steigt die Zahl der Pflegebedürftigen seit Jahrzehnten an: Vor 20 Jahren waren erst 2,04 Millionen - nach den damals geltenden Bestimmungen - als pflegebedürftig anerkannt. Vor zehn Jahren lag die Zahl bei 2,50 Millionen. Nach der Reform 2017 überstieg die Zahl die Drei-Millionen-Marke, 2019 waren es über vier Millionen.

Etwa fünf von sechs Pflegebedürftigen - 4,17 Millionen Menschen - wurden Ende 2021 zu Hause versorgt. Davon erhielten 2,55 Millionen ausschließlich Pflegegeld und wurden überwiegend durch Angehörige gepflegt. Weitere 1,05 Millionen lebten ebenfalls in Privathaushalten, wurden aber zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflege- und Betreuungsdienste versorgt.

Nur rund ein Sechstel der Pflegebedürftigen (790 000) wurde in Pflegeheimen vollstationär betreut. Im Vergleich zu Dezember 2019 sank diese Zahl um drei Prozent. Die Zahl der zu Hause Gepflegten nahm dagegen um gut ein Viertel zu. Die Zahl der durch ambulante Dienste Betreuten stieg um 6,5 Prozent, die Zahl der überwiegend durch Angehörige Versorgten um 21 Prozent.

Jeder dritte Pflegebedürftige war 85 Jahre oder älter. Insgesamt waren 79 Prozent der Pflegebedürftigen älter als 65 Jahre. Die Mehrheit der Pflegebedürftigen war wegen der höheren Lebenserwartung weiblich. Je höher als Alter, desto höher das Risiko der Pflegebedürftigkeit: Während zwischen 70 und 74 Jahren nur rund neun Prozent der Bevölkerung pflegebedürftig waren, waren es bei den über 90-Jährigen 82 Prozent.

Die meisten Betroffenen hatten Ende 2021 Pflegegrad 2 (40,8 Prozent). Pflegegrad 3 für stärkere Pflegebedürftigkeit wurde in 28,5 Prozent der Fälle zuerkannt. 13,4 Prozent der Pflegebedürftigen hatten Ende 2021 Pflegegrad 1; hier gibt es kein Pflegegeld sondern nur Sachleistungen./sat/DP/jha