LONDON (dpa-AFX) - Anglo American hat der australischen BHP Group erneut einen Korb gegeben. Der Vorstand lehne BHPs Wunsch nach einer Verlängerung der am Nachmittag endenden Angebotsfrist ab, teilte Anglo am Mittwoch mit. Das Angebot sei zu komplex und unattraktiv. Das Unternehmen hatte bereits vor einer Woche das erneut erhöhte Übernahmeangebot von BHP ausgeschlagen, welches Anglo mit rund 38,6 Milliarden britischen Pfund (knapp 45,4 Mrd Euro) bewertete. Allerdings wurde die Frist verlängert und die Unternehmen traten in Verhandlungen ein.

BHP hatte am Morgen eine erneute Fristverlängerung vorgeschlagen, um weiter über den Vorschlag zu diskutieren. Das Unternehmen betonte dabei, dass eine Fristverlängerung nicht automatisch auch ein neues Angebot bedeute oder es beabsichtige, ein solches abzugeben. Bisher hatte der weltgrößte Bergbaukonzern stets betont, dass der zuletzt gebotene Preis auch der letzte sei.

Anglo führte aus, dass es in den vergangenen Tagen ausführliche Verhandlungen mit BHP gegeben habe. BHP sei jedoch nicht auf die grundlegenden Bedenken über das "unverhältnismäßig hohe Risiko" des Vorstands eingegangen. Diese bestehen Anglo zufolge insbesondere in Verbindung mit der von BHP vorgeschlagenen Struktur und des Wertes, den eine Übernahme den Anglo-Aktionären liefern würde. Der Anglo-Vorstand sei daher einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass es keine Grundlage für eine Fristverlängerung gebe.

Bereits die Absage in der vergangenen Woche hatte Anglo American mit der hohen Komplexität des Angebots begründet. Dieses hat zwei vorhergehende Abspaltungen zur Bedingung und würde voraussichtlich lange dauern. Das Risiko eines Scheiterns trügen nach Ansicht der Briten zu einem zu hohen Teil die eigenen Anteilseigner. Mehrere Großaktionäre hatten vergangene Woche signalisiert, dass sie die Bemühungen unterstützen, BHP zu einem anders strukturierten Angebot zu bewegen.

BHP wiederum argumentierte nun, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen einen Risikoschutz für Anglo-Anteilseigner und signifikantes Wachstum brächten. Unter anderem wollen sich die Australier dafür einsetzen, dass die in der Offerte vorgesehene Abspaltung von Anglos südafrikanischen Platin- und Eisenerz-Geschäften genehmigt wird.

Bereits im April hatte BHP zunächst 31 Milliarden Pfund für Anglo American geboten, war aber dann auch mit einem verbesserten Angebot von 34 Milliarden Pfund abgeblitzt. Sollte BHP die Verhandlungen nun für gescheitert erklären, muss das Unternehmen seinem Objekt der Begierde sechs Monate lang fernbleiben./lew/ngu/jha/