NEW YORK (dpa-AFX) - Nach einem starken Wochenauftakt und dem moderaten Rücksetzer am Mittwoch haben die US-Börsen am Donnerstag wieder angezogen. Offenbar stießen insgesamt mäßige US-Konjunkturdaten und der Rücktritt der britischen Premierministerin Liz Truss nach nur sechs Wochen im Amt bei den Anlegern auf ein positives Echo.

Rund anderthalb Stunden nach dem Handelsstart gewann der Leitindex Dow Jones Industrial 1,04 Prozent auf 30 741,03 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,88 Prozent auf 3727,70 Punkte hoch und der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 1,43 Prozent auf 11 262,34 Punkte.

Truss hatte mit ihren radikalen Steuersenkungsplänen insbesondere an den britischen Finanzmärkten für Chaos gesorgt und stand seitdem massiv unter Druck. Auch die Benennung eines neuen Finanzministers, der zu Wochenbeginn fast alle Bestandteile ihrer erst Ende September verkündeten Steuerpolitik wieder rückgängig machte, half Truss am Ende nicht mehr. Ihren Rücktritt dürften die Märkte weltweit "sicherlich wohlwollend, aber zugleich kritisch beobachten", konstatierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.

Durchwachsene heimische Wirtschaftsdaten gaben zumindest den Ängsten vor weiteren deutlichen US-Leitzinsanhebungen im Kampf gegen die Inflation keine zusätzliche Nahrung. Während die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend zurückgingen und die Verkäufe bestehender Häuser moderater als erwartet sanken, hellte sich das Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia weniger deutlich als erwartet auf. Zudem sank der Index der Frühindikatoren deutlicher als prognostiziert.

Im Fokus der Anleger standen auch einige Quartalsberichte. Trotz hoher Inflation und der weltweiten Konjunktursorgen steigerte der Elektroautobauer Tesla seinen Quartalsgewinn kräftig. Die Erlöse blieben aber unter den Markterwartungen. Die Aktien sackten als Schlusslicht im Nasdaq 100 um vier Prozent ab.

Bei der Fluggesellschaft American Airlines reichten nach der Kursrally der vergangenen Tage auch optimistische Zukunftserwartungen nicht für weitere Gewinne: Die Aktien verloren gut drei Prozent. Die Fluggesellschaft geht für das Schlussquartal angesichts der Reiselust der Kunden mit einer Fortsetzung der schwungvollen Erholung aus. Damit folgt das Unternehmen der Konkurrenz, die trotz allgemeiner Sorgen über das Kaufverhalten der Verbraucher in Zeiten hoher Inflation ebenfalls mit einer weiterhin guten Reisenachfrage rechnet.

Dagegen zählten die Papiere des Computer-Urgesteins IBM mit plus 3,8 Prozent zu den besten Dow-Werten. Umsatz und Betriebsgewinn im dritten Quartal übertrafen die Analystenerwartungen. Zudem hob IBM die Umsatzprognose für das Jahr an.

Sogar um achteinhalb Prozent legten die Anteile des Telekomriesen AT&T zu. Nach einem besser als erwartet ausgefallenen Kundenwachstum im dritten Quartal erhöhte das Unternehmen die Gewinnprognose.

Für die Aktien von Philip Morris ging es indes um 1,4 Prozent bergab, die Titel des Konkurrenten Altria sanken um 1,2 Prozent. Der Tabakhersteller Philip Morris erhöhte sein Angebot für den Wettbewerber Swedish Match von 106 auf 116 schwedische Kronen je Aktie in bar. Das Angebot für den Hersteller rauchfreier Produkte soll aber nicht noch weiter aufgestockt werden. Mit der Übernahme sollen die Aktivitäten abseits des klassischen Tabakgeschäfts ausgebaut werden, weshalb auch eine Vereinbarung mit dem US-Tabakkonzern Altria über die US-Rechte an dessen Tabakerhitzer-System IQOS für 2,7 Milliarden Dollar vor Steuern geschlossen wurde. Die Quartalszahlen von Philip Morris wurden von diesen Nachrichten in den Hintergrund gedrängt./gl/he