FRANKFURT (dpa-AFX) - Wieder aufgeflammte Inflations- und Zinssorgen haben am Freitag einen Kursrutsch am deutschen Aktienmarkt ausgelöst. Nach einem überraschend deutlichen Preisanstieg in den USA brach der Leitindex Dax aus seiner jüngsten Handelsspanne aus und fiel unter die viel beachtete 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend signalisiert.

Der Dax schloss 1,72 Prozent tiefer bei 15 209,74 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Minus von 1,76 Prozent. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am Freitag um 0,98 Prozent auf 28 424,81 Punkte nach unten.

In den USA fiel der anhand der Konsumausgaben ermittelte Preisindex PCE für Januar deutlich höher als erwartet aus. US-Notenbanker haben für ihre Geldpolitik bevorzugt den Preisindikator PCE im Blick. Es wird nun erwartet, dass die Fed weiterhin entschlossen und mit mehreren Zinserhöhungen gegen die immer noch hohe Inflation vorgeht. Höhere Zinsen aber lassen Anleihen gegenüber Aktien attraktiver erscheinen.

Zuvor war bekannt geworden, dass Deutschland nach einem überraschend deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung zum Jahresende 2022 auf eine Winterrezession zusteuert. Gesunkene Konsumausgaben der Verbraucher in Zeiten hoher Inflation und rückläufige Investitionen würgten die Konjunktur im vierten Quartal 2022 ab. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent.

"Alles in allem zeigen die Zahlen, dass der starke Anstieg der Energiepreise die Wirtschaft trotz der umfangreichen Hilfsmaßnahmen des Staates spürbar gebremst hat", schrieb Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank. Hinzu kämen die infolge der geldpolitischen Wende der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich verschlechterten Finanzierungsbedingungen, die sich insbesondere im Bausektor bemerkbar gemacht haben dürften.

Mit Blick auf die Einzelwerte knickten BASF um fast acht Prozent ein und waren damit das Schlusslicht im Dax. Ein Händler sah die vorzeitige Beendigung eines Aktienrückkaufprogramms sowie den Ausblick des Chemiekonzerns als Belastung. Die im Rahmen endgültiger Jahreszahlen angekündigte Dividende bleibt indes auf Vorjahresniveau. Analysten hatten aber im Schnitt mit einer moderaten Anhebung der Gewinnausschüttung gerechnet.

Im MDax brachen die Anteilsscheine von Siltronic um neun Prozent ein und setzten sich damit an das Index-Ende. Der Chipindustriezulieferer rechnet für 2023 wegen einer schwächeren Nachfrage mit deutlich weniger Gewinn und operativem Ergebnis.

Am SDax-Ende rutschten die Papiere von Nagarro um elf Prozent ab. Zuletzt hatten die Investmentfirmen Kairos und SIH Partners laut Meldungen im Bundesanzeiger ihre Leerverkaufspositionen ausgebaut, das heißt, sie setzen bei den Anteilsscheinen des IT-Dienstleisters auf fallende Kurse.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss 1,86 Prozent tiefer bei 4178,82 Punkten. Für den französischen Cac 40 ging es ebenfalls deutlich nach unten. Der britische FTSE 100 aber gab nur leicht nach und wurde von dem schwachen Pfund gestützt, das die Exporte ankurbeln kann. Der New Yorker Dow Jones Industrial büßte zum europäischen Börsenschluss knapp 1 Prozent ein.

Der Kurs des Euro fiel: Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0570 (Donnerstag: 1,0616) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9461 (0,9420) Euro. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 2,54 Prozent am Vortag auf 2,49 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,19 Prozent auf 124,93 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,53 Prozent auf 134,12 Punkte./la/zb

- Von Lutz Alexander, dpa-AFX -