FRANKFURT (dpa-AFX) - Wieder aufflammende Inflationssorgen wegen gestiegener Ölpreise und schwächelnde US-Börsen haben am Freitag dem Dax zugesetzt. Die Ankündigung Russlands, wegen der vom Westen beschlossenen Preisobergrenze für russisches Rohöl ab März die Förderung des Rohstoffs zu kürzen, hatte den Preisanstieg ausgelöst.

"Steigende Ölpreise befeuern Inflationssorgen", sagte Analyst Salah Bouhmidi vom Handelshaus IG. Und bei steigender Inflation befürchten Anleger letztlich auch weiter steigende Zinsen. Dies wiederum belastet tendenziell den Aktienmarkt, weil andere Anlageklassen wie etwa Anleihen dadurch an Attraktivität gewinnen.

Der deutsche Leitindex beendete den Handel mit minus 1,39 Prozent auf 15 307,98 Punkte, womit er die schwankungsreiche Woche mit einem Abschlag von gut einem Prozent beendete. Der MDax sank um 2,21 Prozent auf 28 394,76 Punkte und auch die wichtigsten Börsen Europas gaben nach. Der EuroStoxx 50 büßte 1,23 Prozent auf 4197,94 Zähler ein. In Paris und London schlossen die wichtigsten Indizes ebenfalls tiefer. In den USA schafft es zwar der Dow Jones Industrial leicht ins Plus, S&P 500 und die Nasdaq-Indizes gaben dagegen nach.

Im Zuge der Berichtssaison schockte der Sportartikelhersteller Adidas die Anleger mit einer weiteren Umsatz- und Gewinnwarnung. Die Aktien sackten als schwächster Dax-Wert um knapp elf Prozent ab und zogen die im MDax notierten Papiere der Konkurrentin Puma mit sich. Diese verloren 4,6 Prozent.

Das Ende der Partnerschaft von Adidas mit dem wegen antisemitischer Äußerungen umstrittenen Rapper Kanye West (Marke Yeezy) belastet den Konzern auch im neuen Jahr. Der Vorstand will zwar prüfen, wie er die Yeezy-Produkte nutzen kann, hält es aber auch für möglich, auf der Ware sitzen zu bleiben. Dies würde den Umsatz 2023 um rund 1,2 Milliarden Euro und das Betriebsergebnis um eine halbe Milliarde Euro verringern.

Die Anteile der Deutschen Bank wurden von einer Abstufung von Bank of America belastet. Sie gaben um 3,1 Prozent nach. Laut Analyst Rohith Chandra-Rajan tut sich das größte deutsche Geldhaus damit schwer, die Ertragskraft zu verbessern, weshalb er andere Branchentitel bevorzugt.

Um 1,8 Prozent ging es für die "Aktie Gelb" abwärts. Die Tarifverhandlungen für rund 160 000 Beschäftigte der Deutschen Post sind gescheitert. Die Gewerkschaft Verdi will nun eine Urabstimmung über einen Arbeitskampf einleiten.

Eine skeptische Studie von JPMorgan brockte Hellofresh einen Kurseinbruch von fast 13 Prozent und damit den letzten Platz im MDax ein. Analyst Marcus Diebel sorgt sich um die Kundenentwicklung bei dem Kochboxen-Anbieter: "Hohe Abwanderungsraten und bestenfalls stabile Brutto-Kundenzuwächse begrenzen das Wachstum." Das mache das Geschäftsmodell zunehmend verwundbar. Das schwache Wirtschaftsumfeld und knappe Verbraucherbudgets belasteten die Nachfrage.

Auch die Aktien anderer Unternehmen mit einem internetbasierten Geschäftsmodell standen unter Druck. Die Papiere des Online-Modehändlers Zalando , des Essenslieferdienstes Delivery Hero und des Onlinebrokers Flatexdegiro zählten ebenfalls zu den größeren Verlierern am deutschen Aktienmarkt.

Der Euro kostete am Abend 1,0671 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0690 (Donnerstag: 1,0771) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9355 (0,9284) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,28 Prozent am Vortag auf 2,34 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20 Prozent auf 125,74 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,19 Prozent auf 136,03 Punkte./ck/he

- Von Claudia Müller, dpa-AFX -