FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Montag seiner jüngsten Rekordjagd Tribut gezollt. Die Experten der italienischen Bank Unicredit sprachen von einer Verschnaufpause nach der vorangegangenen ereignisreichen Woche. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets sorgt sich unterdessen, dass der Dax-Rekord ein Strohfeuer bleiben und der Index in eine "längere Ruhephase mit leichten Abwärtstendenzen" rutschen könnte. Zudem habe die Gewinnwarnung von Sartorius für einen Stimmungsdämpfer gesorgt.

Der deutsche Leitindex weitete seine anfänglichen Verluste aus und sank letztlich um 0,96 Prozent auf 16 201,20 Punkte. Zugleich fehlten die Impulse aus den USA, denn dort blieben die Börsen feiertagsbedingt geschlossen. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,08 Prozent auf 27 183,08 Punkte bergab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,74 Prozent auf 4362,38 Zähler ein und auch die Börsen in Paris und London gaben nach.

Am Freitag hatte der Dax eine starke Woche mit einem erstmaligen Sprung über die Marke von 16 400 Punkten gekrönt. Die dem Rekord vorangegangenen Leitzinsentscheidungen der US-Notenbank Fed sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) waren wie erwartet ausgefallen und hatten den Dax tendenziell gestützt. Allerdings überraschte die Fed etliche Anleger mit Hinweisen auf die Zahl möglicher weiterer Zinserhöhungen im weiteren Jahresverlauf dennoch auch negativ.

Molnar ist allerdings angesichts des Zeitpunktes des neuen Dax-Rekords am großen Verfallstag - wenn Optionen und Futures auf Indizes sowie Aktien an einem Tag auslaufen - etwas skeptisch: "Statt überzeugter Käufer, die das aktuelle Niveau durchaus noch nicht als zu hoch ansehen, könnten also lediglich Eindeckungen von Short-Positionen am Terminmarkt für diese Bewegung verantwortlich gewesen sein." Er spielt damit darauf an, dass es zu diesen Tagen oft heftige Kursschwankungen gibt. Dahinter stehen Marktteilnehmer, deren Frist zur Verwirklichung ihrer Derivategeschäfte abläuft.

Vor allem größere Fonds- oder Vermögensverwalter versuchen vorher, die Kurse auf jene Preise zu treiben, zu denen sie an der Terminbörse engagiert sind. Bei Short-Positionen wurde auf fallende Kurse spekuliert, was bedeutet, dass Verluste begrenzt werden müssen, wenn es stattdessen zum Anstieg gekommen ist. Das verstärkt dann den Anstieg.

Die Aktien von Dax-Schlusslicht Sartorius sackten nach gesenkten Jahresprognosen um fast 15 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwölf Monaten. Zu schaffen machen dem Pharma- und Laborausrüster der fortgesetzte Abbau von Lagerbeständen bei Kunden nach der Corona-Pandemie sowie eine allgemein schwache Nachfrage. Für JPMorgan-Analyst Richard Vosser steht nun die Erreichbarkeit der Ziele für 2025 infrage, obwohl Sartorius an diesen festhält. Zahlreiche andere Analysten dagegen blieben für die mittelfristigen Ziele optimistisch.

BASF litten mit minus 3,6 Prozent auf etwas über 44 Euro unter einer gestrichenen Kaufempfehlung der Bank HSBC. Diese bewertet die Chemie-Aktie jetzt mit "Hold" und einem von 57 auf 46 Euro gesenkten Kursziel. Analyst Martin Evans befürchtet eine Senkung der Jahresziele und erwartet eine Besserung daher nun erst im kommenden Jahr.

Dagegen nahmen die MTU -Aktien mit einem Plus von 4,2 Prozent den Spitzenplatz im Dax ein. Der Triebwerkshersteller überzeugte mit seinem angehobenen Gewinnziel für das laufende Jahr.

Die Beiersdorf-Papiere zogen an zweiter Stelle um 0,5 Prozent an, nachdem die französische Bank Societe Generale die Bewertung gleich um zwei Stufen von "Sell" auf "Buy" hochgesetzt hat. Der Onlinebroker Flatexdegiro war nach einer neuen Kaufempfehlung der Investmentbank Oddo BHF mit einem Plus von knapp 7 Prozent Spitzenreiter im SDax für die kleineren Werte unterhalb des MDax.

Zudem traten die von der Deutschen Börse vorgenommenen Index-Änderungen in Kraft: Unter den MDax-Aufsteigern waren die Papiere des Online-Arzneimittelhändlers Redcare Pharmacy (ehemals Shop Apotheke) Favorit mit plus 3,1 Prozent.

Der Euro wurde am frühen Abend mit 1,0923 US-Dollar gehandelt. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0922 (Freitag: 1,0966) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9156 (0,9119) Euro. Am Rentenmarkt stagnierte die Umlaufrendite bei 2,56 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 124,61 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,53 Prozent auf 132,48 Punkte./ck/nas

- Von Claudia Müller, dpa-AFX -