FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem Tag Pause hat der Dax am Donnerstag seine Rekordjagd wieder aufgenommen. In einem freundlichen Umfeld nach der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) erreichte der deutsche Leitindex eine Bestmarke bei knapp 19.675 Punkten. Am Ende stand ein Plus von 0,77 Prozent auf 19.583,39 Punkte zu Buche. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen stieg um 0,36 Prozent auf 27.152,93 Zähler.

Der Dax wurde bereits zu Handelsbeginn von Kurssprüngen der Aktien von Sartorius und Merck KGaA angetrieben. Hier nahmen Sorgen vieler Investoren in puncto Geschäftsentwicklung ab.

Die EZB senkte erneut die Leitzinsen im Euroraum. Anleger reagierten erleichtert darauf, dass der am Finanzmarkt richtungweisende Einlagenzins, den Banken für bei der Notenbank geparktes Geld erhalten, wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent fällt. Damit werden Aktien im Vergleich zu Anleihen wieder ein Stück weit attraktiver.

"Die Europäische Zentralbank hat geliefert", schrieb Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Die sinkende Inflation spiele ihr dabei ebenso in die Hände wie die rückläufigen Konjunkturindikatoren. Da die Finanzierungskonditionen nach wie vor restriktiv seien, blieben weitere Lockerungen angezeigt. Die nächste Zinssenkung dürfte im Dezember beschlossen werden. Auch die bis dahin voraussichtlich wieder steigenden Inflationsraten habe die EZB schon berücksichtigt.

Unter den Einzelwerten sprangen die Vorzugsaktien des Pharma- und Laborzulieferers Sartorius an der Dax-Spitze um 16,5 Prozent hoch und machten ihre Vortagesverluste mehr als wett. Nachdem der schweizerische Branchenkollege Tecan mit kassierten Jahreszielen am Mittwoch den Markt geschockt hatte, sorgte der Quartalsbericht von Sartorius nun für deutliche Erleichterung unter den Anlegern. Das Unternehmen sieht trotz eines weiteren Umsatz- und Ergebnisrückgangs eine zunehmende Stabilisierung der Geschäftsentwicklung.

Merck KGaA schnellten an zweiter Stelle im Leitindex um 7,6 Prozent in die Höhe. Neben der Erleichterung bei Sartorius profitierten die Anteile auch vom Zauberwort "Künstliche Intelligenz" (KI), wie ein Händler sagte. Merck will mittelfristig zu nachhaltigem Wachstum zurückkehren und dabei auch Vorteile aus dem Boom von KI-Anwendungen ziehen.

Ansonsten bewegten vor allem Analystenkommentare. Jenoptik rutschten mit minus 6,6 Prozent an das MDax-Ende und setzten ihre jüngste Talfahrt fort. Nach der Gewinnwarnung des Branchenschwergewichts ASML belastete jetzt, dass das Investmenthaus Stifel seine Kaufempfehlung für das Hightech-Unternehmen aus Jena gestrichen hatte. Analyst Florian Sager verwies auf Aussagen von ASML zum kommenden Jahr, die eine weitere Verschlechterung des Marktumfeldes für Halbleiter nahelegten.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,79 Prozent auf 4.947,30 Punkte. Zürich und London meldeten Gewinne in ähnlicher Größenordnung. Für den US-Leitindex Dow Jones Industrial ging es zum europäischen Handelsschluss etwas nach oben.

Der Kurs des Euro geriet nach der Leitzinssenkung der EZB unter Druck und notierte zuletzt bei 1,0837 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0866 (Mittwoch: 1,0897) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9203 (0,9176) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,18 Prozent am Vortag auf 2,19 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,05 Prozent auf 126,52 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,12 Prozent auf 133,93 Punkte./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---