FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich zum Auftakt in die neue Börsenwoche weiter stabilisieren können. Nach hohen Kursverlusten in der Vorwoche ging es für den Dax am Montag bis Handelsschluss um 0,45 Prozent auf 15 673,16 Punkte aufwärts. Auch schwache Wirtschaftsdaten aus China schoben die Anleger dabei weitestgehend beiseite.

Craig Erlam vom Broker Oanda sprach von einem generell eher ruhigen Handelstag, dem allerdings im Laufe der Woche noch mit Preisdaten vor allem aus den USA wichtige Ereignisse folgen dürften.

In der vergangenen Woche hatte die Sorge vor weiter steigenden Zinsen den deutschen Leitindex zeitweise auf den tiefsten Stand seit Ende März zurückgeworfen, insgesamt ging es um rund dreieinhalb Prozent abwärts. Bereits vor dem Wochenende hatte sich das Börsenbarometer dann aber wieder etwas gefangen.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen schloss nach der schwachen Vorwoche am Montag 0,08 Prozent höher bei 27 036,30 Zählern.

Fachleute lenken die Aufmerksamkeit nun vor allem auf die Verbraucherpreise für Deutschland am Dienstag und für die USA am Mittwoch. Am Donnerstag stehen zudem in den Vereinigten Staaten die Erzeugerpreise auf der Agenda. Diese Daten könnten, so die Hoffnung der Börsianer, weitere Hinweise auf die künftige Geldpolitik geben. In der vergangenen Woche gab es erneut Signale von der US-Notenbank, wonach nach der Pause im Juni die Zinsen in diesem Jahr noch weiter steigen dürften. Am Markt wird aktuell mit zwei weiteren Leitzinsanhebungen für 2023 gerechnet.

Auf Unternehmensseite hierzulande setzten sich Rheinmetall -Papiere bis zum Abend mit einem Aufschlag von knapp drei Prozent an die Dax-Spitze. Der Rüstungskonzern hat einen lukrativen Auftrag ergattert, die Bundeswehr und die niederländischen Streitkräfte haben Luftlandefahrzeuge vom Typ Caracal im Wert von bis zu 1,9 Milliarden Euro bestellt. Rund zwei Drittel des Auftrags entfallen auf die deutsche Seite, dafür fließt Geld aus dem Sondervermögen.

Aktien von Bayer gingen als einer der weiteren Top-Werte mit einem Plus von rund 1,6 Prozent aus dem Handel. Hier wirkte ein bereits am Freitagabend veröffentlichter Bericht der "Platow Börse" über eine mögliche Abspaltung der Agrarchemiesparte Crop Science nach. Aus Sicht von JPMorgan -Analyst Richard Vosser wäre es für Bayer sinnvoller, die Pharma-Sparte wieder auf Kurs zu bringen und so den Unternehmenswert zu steigern.

Evonik -Papiere gaben nach einer Prognosesenkung um mehr als ein Prozent nach. Der Spezialchemiekonzern kürzte seine Jahresziele sowohl für das bereinigte operative Ergebnis als auch den Umsatz. Nach zahlreichen Gewinnwarnungen aus der Branche etwa von Lanxess und zuletzt Clariant aus der Schweiz war der Schritt des Evonik-Managements jedoch nicht wirklich überraschend. Die Unternehmen kämpfen mit steigenden Kosten und leiden darunter, dass der Abbau von Lagerbeständen die Nachfrage dämpft.

Redcare Pharmacy standen noch deutlicher unter Druck und gaben als eines der MDax-Schlusslichter um 3,2 Prozent nach. Auf dem Kurs lasteten Bedenken, dass die E-Rezept-Einlösung mit der elektronischen Gesundheitskarte in Apotheken eine Benachteiligung für Online-Versender sein könnte. Laut einem Bericht des Fachmagazins "Apotheke Adhoc" stockt die Suche nach einer Alternative für den Online-Handel ohne physisches Auslesen der Karte. Mit einem Kursanstieg von gut 140 Prozent sind die Papiere der Online-Apotheke in diesem Jahr aber immer noch der mit Abstand beste Wert innerhalb der drei wichtigsten deutschen Indizes.

Daneben bewegten diverse Analystenstudien. Belastet durch eine Verkaufsempfehlung und Kurszielsenkung durch die schweizerische Bank UBS sanken die Anteilscheine von Scout24 um mehr als drei Prozent. Analyst Adam Berlin rechnet wegen des anhaltend schwachen Wohnungsmarktes mit weniger Wachstum für die Immobilienplattform. Nach dem Kursanstieg in diesem Jahr um ein Fünftel seien die Scout24-Aktien inzwischen teurer als die der Konkurrenz.

In den hinteren Börsenreihen kletterten Drägerwerk -Aktien um sechs Prozent. Das Analysehaus Warburg Research stufte die Titel von "Hold" auf "Buy" hoch.

Auch an den wichtigsten europäischen Börsen ging es zu Wochenbeginn moderat aufwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,47 Prozent auf 4256,51 Punkte und auch die Handelsplätze in Paris und London legten etwas zu. In New York notierte der Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende mit knapp 0,3 Prozent im Plus.

Der Euro legte etwas zu und kostete zuletzt 1,0982 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0956 Dollar festgesetzt.

Am Anleihenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,70 Prozent am Freitag auf 2,71 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 123,05 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,02 Prozent auf 131,01 Punkte./tav/he

- Von Tanja Vedder, dpa-AFX -