FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag einen unspektakulären Handelstag knapp im Minus beendet. Nach einem verhaltenen Start hielt er sich trotz trüber Wirtschaftsdaten aus China und Deutschland lange moderat im Plus, bevor ihm negative Impulse aus den USA einen kleinen Dämpfer versetzten.

Zum Börsenschluss notierte der deutsche Leitindex 0,12 Prozent im Minus bei 15 897,93 Punkten, behauptete sich damit aber auf dem vergleichsweise hohen Niveau der vergangenen Wochen. Die viel beachtete Marke von 16 000 Punkten, die der Dax auf dem Weg zum bisherigen Rekordhoch bei 16 290 Punkten überwinden muss, erwies sich indes einmal mehr als zu hohe Hürde. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es letztlich um 0,24 Prozent auf 27 319,70 Punkte bergab.

"Nicht nur die US-Einzelhandelsumsätze, sondern auch die Quartalszahlen des US-Baumarktriesen Home Depot zeigen eine Konsumzurückhaltung in den USA auf", schrieb Marktexperte Andreas Lipkow. Nun gingen den positiv gestimmten Anlegern zunehmend die Argumente aus. Außerdem verschärfe sich die Tonlage im derzeitigen Streit um die Schuldenobergrenze in den USA. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, "wie lange sich der Dax dieser Gemengelage weiter entziehen kann".

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 trat am Dienstag mit 4315,51 Punkten auf der Stelle. In Paris und London ging es mit den Kursen etwas bergab, und der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsende 0,7 Prozent im Minus.

Ein überraschend geringes Wachstum der chinesischen Industrieproduktion und der Konsumausgaben verstärkte die Sorgen über die für die Weltwirtschaft wichtige Konjunkturerholung des Landes. Dazu trübten sich die vom Forschungsinstitut ZEW erhobenen Konjunkturerwartungen von Finanzexperten in Deutschland stärker als gedacht ein. Doch erst die weniger als erwartet gestiegenen US-Einzelhandelsdaten sowie die schwachen US-Börsen brachten den Dax etwas ins Rutschen.

Unter den Einzelwerten legten die Aktien des erneuten Dax-Spitzenreiters Siemens Energy um weitere knapp drei Prozent zu. Der Energietechnikkonzern hatte tags zuvor trotz der fortgesetzten Schwäche der Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa mit starken Auftragseingängen und Umsätzen im ersten Quartal überzeugt. Nach zahlreichen positiven Analystenkommentaren am Montag folgten nun weitere. Mit Morgan Stanley, der Landesbank Baden-Württemberg und Oddo BHF hoben gleich drei Banken ihre Kursziele für die Aktien an.

Mit Kursgewinnen von 2,3 Prozent fielen zudem Infineon -Titel auf, die wie andere europäische Chiphersteller gefragt waren. Der PC-Markt bleibe nach der Corona-Sonderkonjunktur zwar im Korrekturmodus, der Rückgang sei inzwischen aber "weniger hässlich", schrieb Bernstein-Experte Stacy Rasgon. Es zeichne sich eine gewisse Stabilisierung auf dem Vor-Corona-Niveau ab. Rasgon hält eine Normalisierung im dritten oder vierten Quartal inzwischen für plausibel.

Dagegen setzten die schwachen Konjunkturdaten aus dem wichtigen Markt China die Aktien der deutschen Fahrzeughersteller unter Druck. Am heftigsten erwischte es mit Kursrückgängen um jeweils 1,8 Prozent Volkswagen und dessen Sportwagentochter Porsche AG , während die Premium-Konkurrenten Mercedes-Benz und BMW deutlich geringere Verluste verbuchten.

Als Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax büßten die Aktien des Baumarktkonzerns Hornbach Holding nach endgültigen Geschäftsjahreszahlen angesichts des sehr schwach erwarteten ersten Quartals 2023/24 mehr als elf Prozent ein.

Die Anteilsscheine von Index-Primus SFC Energy sprangen dagegen um 6,4 Prozent nach oben. Der Brennstoffzellen-Anbieter sprach vom besten ersten Quartal der Unternehmensgeschichte und bestätigte seine Jahresziele.

Der Euro wurde zuletzt wenig verändert mit 1,0861 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs davor auf 1,0881 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,30 Prozent am Vortag auf 2,29 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 126,79 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,52 Prozent auf 135,23 Punkte./gl/ngu

- Von Gerold Löhle, dpa-AFX -