FRANKFURT (dpa-AFX) - Wachsende Zuversicht über eine Beilegung des Schuldenstreits in den USA hat am Donnerstag für einen Befreiungsschlag am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Nach rund fünf von Lethargie geprägten Handelswochen gelang dem Dax an "Christi Himmelfahrt" nicht nur der Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 16 000 Zählern. Er kam bei rund 16 230 Punkten auch wieder auf dem höchsten Stand Anfang 2022 an. Allerdings waren die Umsätze an diesem bundesweiten Feiertag extrem dünn.

Mit einem Plus von 1,33 Prozent auf 16 163,36 Punkte ging das Börsenbarometer letztlich aus dem Handel. Greifbar nahe gerückt ist damit auch das Rekordhoch bei gut 16 290 Punkten, das der Dax im November 2021 erreicht hatte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Donnerstag um 0,77 Prozent auf 27 616,47 Zähler. An den wichtigsten europäischen Börsen wurden ebenfalls Gewinne verbucht.

Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hält eine Einigung über die Schuldenobergrenze in der kommenden Woche für möglich. Die Verhandlungspartner seien jetzt in einer "viel besseren Position", sagte er. Sollte keine baldige Einigung zustande kommen, könnte Anfang Juni ein Zahlungsausfall drohen.

Von der wieder spürbaren Risikofreude der Marktakteure profitierten europaweit vor allem Technologie- und Autoaktien. Im Dax etwa zogen Infineon um vier Prozent hoch, im MDax ging es für Aixtron und Siltronic und im SDax für Süss Microtec in ähnlicher Größenordnung aufwärts.

Branchennachrichten gaben zusätzliche Impulse. So will Japan dem US-Chiphersteller Micron angeblich 1,5 Milliarden US-Dollar als Anreiz gewähren, um in dem Land die Herstellung von Speicherchips der nächsten Generation zu unterstützen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.

Unter den Autowerten verteuerten sich zuvorderst die Papiere der VW-Beteiligungsgesellschaft Porsche SE und auch Volkswagen selbst um jeweils rund vier Prozent. Die Wolfsburger wollen ihre gewinnschwache Kernmarke mit einem neuen Spar- und Effizienzprogramm wieder auf Trab bringen. "Wir sehen, dass unsere Marke - bei allen Stärken - wirtschaftlich noch nicht solide genug aufgestellt ist", hieß es von Markenchef Thomas Schäfer in einem internen Schreiben an die Mitarbeiter, das der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegt.

Die Commerzbank -Aktien machten an der Dax-Spitze ihre kräftigen Vortagesverluste mehr als wett und stiegen um fast viereinhalb Prozent. Das Finanzinstitut hatte am Vortag Quartalszahlen vorgelegt, aber trotz angehobener Jahresprognose für den Zinsüberschuss nicht überzeugt.

Der Stromversorger Eon schüttete zwar an diesem Tag seine Dividende in Höhe von 0,51 Euro je Aktie aus, die Aktie schwächelte aber nichtsdestotrotz. Eine Abstufung der Societe Generale belastete. Die französische Großbank hat das im November 2022 mit "Buy" in die Bewertung aufgenommene Papier auf "Hold" abgestuft und die überdurchschnittliche Kursentwicklung seit Jahresbeginn als Grund genannt. Seitdem ist die Eon-Aktie um fast 20 Prozent gestiegen.

Mit Blick auf Europas Börsen stieg der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 1,02 Prozent auf 4367,45 Zähler und auch in Paris und London wurden Gewinne verzeichnet. In den USA gab der Dow Jones Industrial nach deutlichen Vortagesgewinnen minimal nach, während es für die technologielastigen Nasdaq-Indizes deutlich weiter nach oben ging.

Der Eurokurs fiel. Die Gemeinschaftswährung wurde am frühen Abend mit 1,0771 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0813 (Mittwoch: 1,0829) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9248 (0,9235) Euro. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 2,34 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,46 Prozent auf 125,85 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,90 Prozent auf 134,08 Zähler nach./ck/ngu

- Von Claudia Müller, dpa-AFX -