FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt warten am Donnerstag mit Spannung auf die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank. In der Frühe hielten sich die meisten Investoren zunächst weiter bedeckt. Der Dax verlor in der ersten Handelsstunde

0,20 Prozent auf 15 622,27 Punkte.

Auch der zunächst etwas fester gestartete MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte fiel zurück und notierte zuletzt 0,39 Prozent tiefer bei 26 949,40 Zählern. Auf europäischer Bühne gab der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,19 Prozent auf 4215,57 Zähler nach.

Die Europäische Zentralbank (EZB) äußert sich am frühen Nachmittag. Die Nervosität vor dem wichtigen Ereignis ist hoch: Experten sind sich so uneins wie nie, und auch an den Finanzmärkten ist die Ungewissheit groß, wie sich die Währungshüter entscheiden werden. Bei den EZB-Entscheidern selbst war zuletzt offenbar umstritten, ob es zu einer weiteren Anhebung kommt, oder die Währungshüter erstmals seit dem Sommer 2022 das aktuelle Zinsniveau beibehalten werden. Für die Notenbanker gilt es, zwischen der sich eintrübenden Konjunktur und dem nach wie vor hartnäckigen Preisauftrieb abzuwägen.

Für Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gibt es klare Argumente für eine Zinspause: So gebe es etwa hinsichtlich des Inflationsdrucks zumindest auf den Vorstufen klare Entspannungssignale. Die Experten gehen aber davon aus, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde selbst für den Fall, dass die Notenbank den aktuellen Zins beibehält, eines betonen dürfte: "Dass eine Pause nicht mit dem Ende des Zinszyklus verwechselt werden dürfe." Generell dürfte das restriktive Leitzinsniveau noch für längere Zeit erhalten bleiben, glaubt auch Finanzanalyst Christian Reicherter von der DZ Bank.

Bei den Einzelwerten im Dax verloren BMW nach einem pessimistischen Kommentar der britischen Barclays-Bank 1,9 Prozent. Aber auch die übrigen Autowerte gaben nach, mit bis zu zweieinhalb Prozent Abschlag für die Porsche AG am Dax-Ende. Mit Blick auf BMW geht Analyst Henning Cosman geht unter anderem davon aus, dass die Margen beim Münchener Autobauer mit dem ersten Halbjahr ihren Höhepunkt überschritten haben sollten. Auch sorgt er sich wegen der vergleichsweise starken Abhängigkeit der Münchener vom Geschäft in China, wo die Auto-Konkurrenz stark ist und zugleich die Sorgen um die Konjunktur und die Konsumausgaben zunehmen.

Lanxess -Papiere rutschten mit zeitweise gut drei Prozent Abschlag auf ein Tief seit 2010. Auslöser war eine pessimistische Studie der Experten der US-Bank Morgan Stanley, die in der verzögerten Konjunkturerholung ein weiteres Risiko für den Chemiekonzern sehen. Laut Kennern könnte die Studie am Markt auch die Sorgen über eine Kapitalerhöhung nähren. Lanxess-Chef Matthias Zachert hatte zuletzt allerdings betont, dass solch ein Schritt nicht notwendig sei und es im Zweifel andere Möglichkeiten gebe, an frisches Geld zu kommen. Zudem hatte er betont, dass aktuell auch letzteres nicht notwendig sei. Zuletzt konnten sich die Titel wieder etwas berappeln, das Minus betrug noch 0,8 Prozent.

Nordex -Papiere verteuerten sich unterdessen um knapp 1,9 Prozent, hier goutierten die Anleger einen neuen Auftrag für den Windkraftanlagenbauer in Spanien, der vom Argrarhandelskonzern Baywa gekommen war.

Nach Kaufempfehlungen der Citigroup für mehrere Telekommunikationswerte griffen die Anleger ebenfalls zu: Anteilsscheine an Telefonica Deutschland verteuerten sich an der MDax-Spitzte um 2,2 Prozent, 1&1 eroberten mit 3,6 Prozent Plus den Spitzenplatz im SDax der kleineren Unternehmenswerte für sich. Und United Internet kletterten um 2,7 Prozent./tav/mis