FRANKFURT (dpa-AFX) - Zum Ende einer schwankungsreichen Woche hat der Dax seine bisherigen Wochengewinne merklich reduziert. Anleger sind unsicher, wie sie die geldpolitischen Perspektiven und Gefahren der Banken-Turbulenzen einordnen sollen. Vor dem Wochenende hieß es daher, dass erst einmal Kasse gemacht wird. Der deutsche Leitindex fiel zeitweise unter die psychologisch wichtige 15 000-Punkte-Marke.

Gegen Ende der ersten Handelsstunde büßte der Dax noch 1,30 Prozent auf 15 012,24 Punkte ein, sodass sein Wochenplus auf 1,7 Prozent schrumpfte. In den vergangenen Tagen hatte der Dax eine Erholung um bis zu rund 840 Punkte hinter sich: Auf das anfängliche Wochentief, das nach der nötig gewordenen Notfallrettung der Credit Suisse mit 14 458 Punkten das niedrigste Niveau seit der ersten Januar-Woche bedeutet hatte, folgte ein Anstieg bis an die 15 300 Punkte.

Der MDax mit den mittelgroßen Börsenwerten gab am Freitag um 1,48 Prozent auf 26 859,94 Zähler nach. Auch der EuroStoxx 50 fiel um 1,4 Prozent.

Laut den Experten der Landesbank Hessen-Thüringen sind die Marktteilnehmer noch immer unentschieden, welche Schlüsse für den weiteren Zinsverlauf aus dem jüngsten Entscheid der US-Notenbank Fed abzuleiten sind. Diese hatte trotz der Banken-Turbulenzen erneut eine kleine Zinserhöhung vorgenommen, aber auch vage Signale für ein baldiges Ende des Erhöhungszyklus gegeben.

In Europa gab es zum Wochenschluss derweil durchaus positiv Signale aus der Wirtschaft. Einige Einkaufsmanagerindizes hellten sich deutlicher auf als erwartet. "Auf den ersten Blick signalisiert das: Die deutsche Wirtschaft lässt die winterliche Schwächephase hinter sich und schlägt sich besser als befürchtet", kommentierte dies Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment. Aus Anlegersicht haben gute Wirtschaftssignale aber eine Kehrseite, könnten sie doch den Zinsspielraum der Europäischen Zentralbank erhöhen.

Weiter abrutschende Bankenwerte waren Ausdruck der anhaltenden Unsicherheit. Vor allem die Titel der Deutschen Bank sackten um 7,5 Prozent ab in Richtung ihres Montagstiefs. "Eine Krise ist eine Krise und von daher singen die Investoren weiterhin den Bankenblues", sagte Marktbeobachter Andreas Lipkow mit Blick auf die Probleme einiger US-Regionalbanken, die die Investoren zuletzt irritiert hatten. "Die Situation wird sich auch nicht durch Lippenbekenntnisse beseitigen lassen, sondern sich erst mit handfesten Zahlen und Fakten abmildern", ergänzte er.

Negativ fielen im Dax auch die Volkswagen -Aktien auf mit einem Abschlag von drei Prozent. Analyst Daniel Schwarz vom Investmenthaus Stifel strich seine bisherige Kaufempfehlung, nachdem er das Kursziel fast halbiert hatte. Da der Konzern auch nicht von wertvollen Beteiligungen wie Porsche, Lamborghini und Bentley profitiere, sei sein bisheriger Bewertungsansatz anhand der Summe der Konzernteile nicht mehr angebracht. Europäische Autowerte seien generell attraktiv, aber reine Premium-Hersteller hält er für die bessere Wahl.

Ein Analystenkommentar setzte auch Fraport unter Druck. Die Titel des Flughafenbetreibers fielen nach einer Abstufung durch Exane BNP um 2,5 Prozent. Die deutsche Luftfahrtbranche steht auch vor einer am Montag erwarteten Streikwelle. Die Lufthansa , deren Anteile am Freitag um 2,8 Prozent sanken, kündigte schon am Wochenende erste Auswirkungen an: In München sollen schon am Sonntag keine Flüge stattfinden, gefolgt vom Frankfurter Flughafen am Montag.

In der Reisebranche in den Fokus rückte auch der Reisekonzern Tui , der eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,8 Milliarden Euro zur Rückführung der staatlichen Corona-Hilfen ankündigte. Bereits im Februar hatten die Aktionäre auf einer Online-Hauptversammlung die Vorbereitung der Maßnahme genehmigt. Nach anfangs noch größerem Druck betrug der Abschlag zuletzt 5,5 Prozent./tih/mis