FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach drei Verlusttagen hat ein anfänglicher Stabilisierungsversuch des Dax am Donnerstag nur kurz angehalten. Am Tag des Zinsentscheids der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben Anleger vorsichtig. Gegen Ende der ersten Handelsstunde gab der Leitindex um 0,11 Prozent auf 18.418 Punkte nach.

Für den MDax dagegen ging es zwar moderat um 0,19 Prozent auf 25.582 Zähler nach oben. Das Eurozonen-Barometer EuroStoxx jedoch war nach freundlichem Auftakt mit dem Dax ins Minus abgerutscht.

An den globalen Aktienmärkten ist weiterhin ein Favoritenwechsel zu beobachten, hin zu den US-Börsen und dort raus aus der Technologiebranche und rein in Standardwerte. Damit wirft der New Yorker Handel ein durchwachsenes Bild ab - mit einer Korrektur an der Nasdaq, aber einer Rekordjagd des Dow Jones Industrial . Der US-Leitindex war am Mittwoch erstmals über die Marke von 41.000 Punkte gestiegen.

Bei der EZB dürfte sich am Donnerstag in Sachen Leitzins nichts tun. Die Währungshüter hatten im Vormonat mit der ersten Senkung seit Herbst 2019 die Zinswende eingeläutet. "Ein neuerlicher Leitzinsschritt ist zwar avisiert, aber wir werden uns bis September gedulden müssen", schrieben am Morgen die Experten der LBBW. "Auch eine Änderung am generellen Ausblick ist nicht zu erwarten", hieß es von der Commerzbank .

Vor allem die heiß gelaufenen US-Halbleiterwerte hatte es am Vortag in New York mit teils zweistelligen Verlusten erwischt. Hier belastete ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach die US-Regierung drastische Handelsbeschränkungen gegen Unternehmen erwägt, deren Exporte chinesische Chiphersteller mit US-Technologie versorgen. Eine Welle an Gewinnmitnahmen war die Folge, die in Europa auch den Ausrüster ASML erfasst hatte.

Aktien aus der Chipbranche blieben nun im Fokus mit ermutigenden Aussagen des weltgrößten Halbleiterproduzenten TSMC aus Taiwan. Getrieben vom KI-Boom blickt dieser optimistischer auf die diesjährige Umsatzentwicklung und will tendenziell mehr in die Produktion investieren. Bei den Sektorwerten wollte sich eine Erholung aber nicht einstellen. Für deutsche Unternehmen wie Infineon , Aixtron und Süss Microtec gingen die Kursverluste am Donnerstag mit Abschlägen von bis zu 2,4 Prozent weiter.

Rüstungskonzerne waren derweil gefragt nach einem Ausblick von Goldman Sachs auf die Branchenberichte zum zweiten Quartal. Von Rheinmetall erwartet die US-Bank ein starkes Ergebnis mit robusten Auftragseingängen, die es wohl nicht überall in der Branche geben werde. Der Rheinmetall-Kurs stabilisierte sich nach Vortagsverlusten mit 0,8 Prozent Plus. Bei Renk sieht Goldman Sachs die Entwicklung etwas verhaltener, hier legten die Papiere dank einer Hochstufung durch Oddo BHF aber auch um 1,2 Prozent zu.

An der Dax-Spitze knüpften die Aktien von Bayer mit einem Anstieg um 2,1 Prozent an ihren Erholungsversuch an. Sie erreichten ein Hoch seit fünf Wochen. Die Papiere der Parfümeriekette Douglas setzten im Nebenwerteindex SDax ihre Vortagserholung mit einem Plus von vier Prozent fort.

Ansonsten ging es mit Blick auf individuelle Unternehmensnachrichten erst einmal ruhiger zu, nachdem zur Wochenmitte eine Flut an vorab veröffentlichten Resultaten die Anleger beschäftigt hatte. Die Aktien der im SDax notierten Deutschen Beteiligungs AG litten mit einem Abschlag von drei Prozent unter einer Senkung des oberen Endes der Zielspanne für den Nettovermögenswert durch die Beteiligungsgesellschaft.

Für die Aktien des Vermögensverwalters DWS ging es um mehr als ein Prozent bergab, nachdem Morgan Stanley das Votum für die Papiere in den neutralen Bereich abgestuft hatte./tih/mis