FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor wichtigen US-Konjunkturdaten sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte zunehmend mutiger geworden. Rund eine Stunde nach Handelsbeginn baute der Dax bei 15 434,22 Punkten sein Plus auf 0,35 Prozent aus. Damit verharrt der deutsche Leitindex zwar in der Konsolidierungsspanne der vergangenen zwei Wochen, aus der er am Donnerstag einen letztlich erfolglosen Ausbruchsversuch gewagt hatte. Er bleibt aber in Sichtweite seines höchsten Stands seit über einem Jahr.

Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am Mittwochvormittag um 0,52 Prozent auf 28 478,46 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,52 Prozent auf 4260,83 Zähler.

Die am Dienstag veröffentlichte, überraschend hohe US-Inflationsrate bleibe zwar eine Belastung für die Börsen, schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Klar sei, "dass die Inflation möglicherweise vorschnell für besiegt erklärt wurde und das Zinsthema uns noch das ganze Jahr hindurch auf eine unschöne Art begleiten könnte".

Allerdings ließen Inflation und Zinsen die Kurse "im Moment erstaunlich kalt", ergänzte Altmann. Mit den US-Einzelhandelsumsätzen stünden am Nachmittag die nächsten wichtigen Konjunkturdaten an. Eine deutliche Erholung im Januar wäre ein weiterer Hinweis auf die aktuelle Stärke der weltgrößten Volkswirtschaft. "Die (US-Notenbank) Fed könnte eine Erholung im Einzelhandel allerdings als weitere Aufforderung zum Abkühlen der Wirtschaft in Form höherer Zinsen betrachten", brachte der Experte das Dilemma von Konjunkturentwicklung und Geldpolitik auf den Punkt.

Unter den deutschen Einzelwerten stach Ceconomy heraus: Die starken Aktien sprangen dank Übernahmefantasie mit plus zehn Prozent an die Spitze des Nebenwerte-Index SDax . Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf Finanzkreise von Gesprächen zwischen dem Elektronikhändler mit seinen Ketten Saturn und Media Markt und dem französischen Händler Fnac Darty über einen möglichen Zusammenschluss. Besonders konkret seien die Versuche noch nicht gewesen, habe ein Insider gesagt, eher ein "gegenseitiges Beschnuppern".

Dahinter verteuerten sich die Aktien von Elmos um 6,4 Prozent und näherten sich so wieder ihrem jüngsten Rekordhoch. Der Halbleiterhersteller ist nach einem Rekordjahr für 2023 deutlich zuversichtlicher als die Erwartung an den Märkten.

Die nach einer Verlustserie zuletzt stabilisierten Aktien des Telekomkonzerns United Internet verteuerten sich nach der Ankündigung von Aktienrückkäufen für bis zu knapp 300 Millionen Euro zuletzt noch um 2,3 Prozent, nach einem zuvor deutlicheren Kursplus. Allerdings würden United Internet nach positiven Nachrichten erfahrungsgemäß auch gern verkauft, hatte ein Händler bereits am Morgen zu bedenken gegeben.

Der Solar- und Windpark-Betreiber Encavis übertraf dank hoher Strompreise mit der Entwicklung im abgelaufenen Jahr sowohl die eigene Planung als auch die Analystenerwartungen. Ein Börsianer sprach von soliden vorläufigen Zahlen, welche die Aktien nach der jüngst schwachen Entwicklung unterstützten - zuletzt gewannen sie rund ein Prozent.

Derweil verfehlte Amadeus Fire 2022 wegen einer Krankheitswelle im Schlussquartal seine Ergebnisprognose, obwohl das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen auf einen Höchststand stieg. Einem Händler zufolge blieb der Personaldienstleister damit auch knapp unter der Konsensschätzung. Die Aktien legten mit 1,1 Prozent dennoch etwas mehr zu als der SDax.

Auch Analystenaussagen bewegten. Die US-Bank JPMorgan stufte die Papiere des Industriekonzerns Thyssenkrupp nach den jüngst vorgelegten Quartalszahlen hoch und rät nun zu einer neutralen Gewichtung. Mit einem Plus von 3,2 Prozent waren die Essener größter Gewinner im MDax.

Einer der besten Dax-Titel war der Chemikalienhändler Brenntag , dessen Aktien um 2,4 Prozent anzogen. Die Citigroup rät zum Kauf.

Dagegen rutschten die Anteilsscheine der Software AG mit minus 3,3 Prozent ans MDax-Ende, nachdem die Schweizer Bank UBS ihre Kaufempfehlung gestrichen hatte. Bei 19,04 Euro markierten sie zeitweise den tiefsten Stand seit dem Jahr 2014. Analyst Michael Briest äußerte sich skeptisch zur Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr./gl/mis