FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Mittwoch der starken Wall Street gefolgt und mit Gewinnen gestartet. Anleger nahmen auch hierzulande erleichtert die Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell auf. Dieser sagte unter anderem, der Prozess der sinkenden Inflation habe begonnen, sei aber noch in einem "sehr frühen Stadium". Weitere Fortschritte dürften noch einige Zeit dauern.

Im frühen Handel stieg der Leitindex Dax um 0,49 Prozent auf 15 395,87 Punkte. Die Gewinne vom Handelsauftakt bröckelten damit etwas ab. Dennoch befindet er sich nun wieder auf dem Weg in Richtung seines Jahreshochs vom Donnerstag bei rund 15 520 Punkten. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,63 Prozent auf 29 361,78 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,64 Prozent auf 4236,32 Zähler.

Am Freitag hatte ein sehr robuster US-Arbeitsmarkt den Anstieg der wichtigsten Börsenindizes erst einmal beendet und erneut Zinssorgen angefeuert. Powell habe am Vortag die Chance gehabt, einen Wechsel zu einer aggressiveren Haltung zu signalisieren und sie nicht wahrgenommen, sagte Bill Adams, Chefvolkswirt der Comerica Bank. Marktexperte Andreas Lipkow ergänzte: Erneute Sorgen vor steigenden Zinsen seien ausgeblieben und ein Zinsniveau von 5,0 bis 5,5 Prozent in den USA eingepreist. "Problematisch wird es nur, wenn die Unternehmen es nun nicht schaffen, die Gewinndynamik wieder aufzunehmen." Kurssteigerungen dürften sich ihm zufolge daher vorerst im Rahmen halten, bis die Richtung der Gewinnentwicklungen klar sei.

Am deutschen Markt stand besonders der Börsengang von Ionos im Blick. Der Internetkonzern United Internet brachte seine Webhosting-Tochter an die Börse, konnte jedoch nur den Mindesterlös einfahren: Die Papiere wurden zu einem Preis von je 18,50 Euro platziert. Der erste Kurs auf Xetra lag dann sogar darunter und zuletzt sanken die Papiere auf 17,90 Euro, was im Vergleich zum Ausgabepreis ein Minus von 3,2 Prozent bedeutet. United Internet legten dennoch marktkonform um 0,8 Prozent zu.

Im Dax dürften insbesondere Eon , VW und Hannover Rück Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Eon fanden sich unter den Favoriten mit plus 1,9 Prozent. Der Essener Energiekonzern schnitt im vergangenen Jahr nicht zuletzt dank höherer Einnahmen aus der Atomkraft besser ab als erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll vorläufigen Zahlen zufolge bei etwa acht Milliarden Euro liegen. Das Management um Konzernchef Leonard Birnbaum hatte selbst im optimistischsten Szenario 200 Millionen Euro weniger erwartet. Auch soll der bereinigte Konzerngewinn mit 2,7 Milliarden Euro das obere Ende der Prognose übersteigen. Ein Händler rechnet trotz der erfreulichen Zahlen dennoch mit Gewinnmitnahmen im Handelsverlauf. Dass die Ergebnisse besser als erwartet ausgefallen seien, liege an Bereichen, die nicht zum Kerngeschäft zählten, sagte er. Interessanter dürfte der Ausblick sein, den Eon Mitte März geben wolle.

Für die Anteile der Hannover Rück ging es um 1,1 Prozent hoch. Der Rückversicherer setzte zur Vertragserneuerung zum 1. Januar bei seinen Kunden deutliche Preiserhöhungen durch und verzichtete teilweise auf Geschäft.

Europas größter Autobauer Volkswagen (VW) baute ersten Eckdaten zufolge im vergangenen Jahr zwar den Gewinn im laufenden Geschäft trotz des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise aus, jedoch hinterließen Versorgungsengpässe bei Rohstoffen sowie anhaltende Probleme in etlichen Lieferketten Spuren. Umfangreiche Finanzmittel blieben dadurch etwa in den Lagerbeständen der VW-Gruppe oder anderweitig gebunden. "Der Netto-Barmittelzufluss hat die Erwartungen eindeutig verfehlt, aber die Erklärung ist verständlich und sollte in Kombination mit der Nettoliquidität von 43 Milliarden Euro keine große Belastung für die Aktie darstellen", sagte ein Händler. Die Aktien gaben dennoch am Dax-Ende um 2,5 Prozent nach.

Im SDax richtete sich der Blick auf die Aktien von Heidelberger Druck , die um 6,8 Prozent einbrachen und damit Schlusslicht im Index der kleineren Werte waren. Der Maschinenbauer profitierte im abgelaufenen Quartal von einer großen Nachfrage aus Nordamerika und Europa und die Erlöse stiegen. Das operative Ergebnis (Ebitda) ging jedoch deutlich zurück, was mit der Verbuchung der vollständigen Inflationsausgleichsprämie aus dem Tarifabschluss begründet wurde./ck/jha/