FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist nach einer bisher schwachen Woche am Mittwoch erst einmal kaum von der Stelle gekommen. Der deutsche Leitindex pendelte in einer engen Spanne um seinen Vortags-Schlusskurs und gewann zuletzt 0,07 Prozent auf 16 122,78 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen dämmte bei 26 634,46 Punkten sein Minus auf 0,32 Prozent ein. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,10 Prozent auf 4338,74 Punkte nach unten.

Am Montag und Dienstag hatten Konjunktursorgen und eine Gewinnwarnung von Lanxess im Chemiesektor die Stimmung am Markt getrübt. Gleichwohl hatte sich der Dax recht komfortabel über der Marke von 16 000 Punkten behauptet, nachdem er am Freitag mit 16 427 Punkten noch ein Rekordhoch erreicht hatte.

Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets sprach von einer anhaltenden Konsolidierung des deutschen Leitindex. "Die Börsenampel bleibt so lange auf grün, wie er über 16 000 Punkten notiert." Auch den Autoren des Helaba-Tagesausblicks machen die jüngsten Verluste wenig Sorgen. Diese seien lediglich eine Korrektur einer intakten Aufwärtsbewegung. "Selbst ein Rückfall bis in den Bereich um 15 700 Punkte wäre aus charttechnischer Sicht noch kein Beinbruch."

An diesem Mittwoch warten Anleger auf eine Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses. Der Markt hoffe nach der Sitzung in der Vorwoche mit Signalen für zwei weitere Zinserhöhungen im Jahresverlauf auf weitere Hinweise, wie wahrscheinlich diese straffe Vorgehensweise der Fed wirklich ist, heißt es von der Commerzbank .

Im Dax verloren die Titel der Deutschen Post nach einem enttäuschenden Ergebnisausblick des US-Konkurrenten Fedex 1,3 Prozent. Der Logistikkonzern hatte am Dienstag nach dem Handelsende in New York zudem einen Gewinnrückgang für das Schlussquartal 2022/23 berichtet und die Aktien waren nachbörslich deutlich unter Druck geraten. Die Ergebnisse seien durch eine schwächere Nachfrage belastet worden, was geplante Kostensenkungen überlagere, hieß es am Markt. Für die Konkurrenz aus Europa sei die Entwicklung bei Fedex ein schlechtes Signal, sagte ein Händler.

Für Lanxess ging es am Mittwoch im MDax um weitere 2,7 Prozent bergab. Die Aktien des Spezialchemiekonzerns hatten schon am Vortag deutlich unter der Senkung der Unternehmensziele gelitten. Nun reagierten mit der HSBC, Jefferies und Stifel weitere Häuser negativ auf die Nachricht, indem sie ihre Kaufempfehlungen strichen.

Eine neue Wandelanleihe im Wert von etwa 120 Millionen Euro ließ die Anteilsscheine von SGL Carbon um 8,5 Prozent absacken, womit sie größter Verlierer im Nebenwerte-Index SDax waren. Unter anderem will der Kohlefaserspezialist aus diesem Erlös eine bestehende Anleihe refinanzieren, die im kommenden Jahr fällig wird. Zudem solle die Bruttoverschuldung des Konzerns gesenkt werden.

Dagegen half der Verkauf des Geschäftsreisedienstleisters Airplus den Papieren der Lufthansa , die an der MDax-Spitze um 1,6 Prozent zulegten. Die 450 Millionen Euro, die die Stockholmer SEB Kort Bank der Fluggesellschaft dafür zahle, schienen ein recht guter Preis zu sein, kommentierten Börsianer in einer ersten Einschätzung. Nach dem Caterer LSG und nun Airplus stehe jetzt mit der Minderheitsbeteiligung an Lufthansa Technik noch der schwierigste Verkauf auf der Agenda, ergänzte Bernstein-Analyst Alexander Irving. Damit rechnet er zwar nicht vor 2024. Aber die Vereinfachung der Konzernstruktur dürfte den Marktteilnehmern gefallen.

Adidas führte mit einem Kursplus von 3,5 Prozent auf 175,28 Euro die Gewinnerliste im Dax an, nachdem die HSBC die Aktien des Sportartikelherstellers hochgestuft hatte und nun zum Kauf rät. Zudem hob Analystin Zuzanna Pusz das Kursziel von 148,40 auf 216,00 Euro an. Die ersten Anzeichen für mehr Markendynamik seien da, begründete sie ihre nun positivere Einschätzung. Die neue Strategie dürfte ab 2024 zusätzlich Schub geben. Zudem schwinde der hohe Margendruck in der Branche.

Die Vorzugsaktien des Autobauers Volkswagen konnten sich nach den jüngsten Verlusten mit plus 1,2 Prozent etwas stabilisieren. Konzernchef Oliver Blume stellt am Nachmittag Investoren und Analysten erstmals im Detail vor, wie er sich die kommenden Jahre im Hinblick auf Finanzen und Strategie vorstellt. Blume hat eine stärker auf den Kapitalmarkt ausgerichtete Gangart in Aussicht gestellt - Analysten erwarten daher viel vom VW-Lenker. Nach den jüngsten, recht detaillierten Spekulationen über Kostensenkungsmaßnahmen könnte sich das Überraschungspotenzial aber in Grenzen halten, heißt es aus dem Markt./gl/stk