FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Donnerstag knapp unter seinem Rekordhoch eröffnet. Die Anleger warten vor der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der anschließenden Pressekonferenz an der Seitenlinie. Nach einem Jahresplus von 22 Prozent im deutschen Leitindex sitzen sie auf einem üppigen Polster, das es zu verteidigen gilt.

Im frühen Handel legte der Dax um 0,12 Prozent auf 20.423,73 Punkte zu. Zeitweise fehlten ihm nur noch etwas mehr als 10 Punkte bis zu seinem jüngsten Rekordhoch am Montag. Der MDax kam mit minus 0,09 Prozent auf 26.904,36 Zähler kaum vom Fleck. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,22 Prozent auf 4.970,04 Punkte. Sein Jahresgewinn beläuft sich aktuell auf rund zehn Prozent.

Von der EZB erwarten Ökonomen überwiegend eine kleine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte, nachdem die Zentralbank die Wende im Juni eingeleitet hatte. Da keine Überraschungen erwarten werden, wird der Fokus laut Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners auf dem Zinsausblick und den aktualisierten Wachstums- und Inflationsprognosen liegen.

An den Börsen sei aktuell eingepreist, dass die EZB auch die kommenden Zinssitzungen für Senkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte nutzen werde, ergänzte er und rechnet damit, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde vage bleiben werde. "Sie dürfte einmal mehr die Datenabhängigkeit zukünftiger Zinsentscheidungen betonen und genau hier könnten die neuen Prognosen der EZB aber tiefere Einblicke geben."

Unter den Einzelwerten nahmen Rheinmetall mit plus 2,0 Prozent die Spitze im Dax ein und im MDax zählten Hensoldt mit plus 2,6 Prozent zu den Favoriten. Beide Rüstungsaktien machten damit einen Teil ihrer jüngsten Kurskorrektur wett. Dabei unterstützte nicht zuletzt eine Studie der US-Bank JPMorgan. Der europäische Luftfahrt- und Rüstungssektor sei niemals zuvor so attraktiv gewesen, schrieb Analyst David Perry. Der Rüstungselektronik-Spezialist Hensoldt steht zudem an seinem Kapitalmarkttag mit Aussagen zu den mittelfristigen Zielen im Blick und rechnet mit einer fortgesetzten Auftragsflut.

BASF , vom Bankhaus Metzler auf "Buy" hochgestuft, gewannen 1,2 Prozent. Die Aktie sei historisch günstig und die Chancen überwögen inzwischen wieder die Risiken, schrieb Analyst Thomas Schulte-Vorwick. Katalysatoren könnten beispielsweise unerwartet kräftige Konjunkturimpulse in China sein oder eine Erholung der Baubranche bei niedrigen Zinsen und ein möglicher Friedensdeal in der Ukraine.

Autowerte zählten ebenfalls zu den gefragten Werten, wobei die Papiere von BMW , Mercedes und Volkswagen zwischen 0,3 und 0,7 Prozent zulegten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will mit Ladestromguthaben und Steueranreizen den Kauf von Elektroautos ankurbeln. Vorgeschlagen wird, dass E-Autobesitzer beim Laden ihrer Fahrzeuge - zumindest für einen gewissen Zeitraum - finanziell unterstützt werden. Das geht aus einem Konzept des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz hervor, aus dem die Zeitungen der Funke Mediengruppe zitieren. Zudem wird für Kaufanreize plädiert.

Schott Pharma gaben nach Geschäftsjahreszahlen und einem Ausblick um 1,3 Prozent nach. Ein Händler sagte über den Bericht des im September in den MDax aufgestiegenen Pharma-Verpackungsspezialisten, dass die Zahlen "durchwachsen" gewesen seien. Die Ziele für das neue Geschäftsjahr nannte er dagegen solide und verwies auch auf die bekräftigten Mittelfristziele./ck/mis