FRANKFURT (dpa-AFX) - Weitere Kursverluste haben den Dax am Donnerstag deutlich unter die viel beachtete Marke von 16 000 Punkten gedrückt. Über eine Stunde nach Handelsbeginn büßte er 0,77 Prozent auf 15 899,13 Punkte ein.

Damit rutschte der deutsche Leitindex sowohl unter die 21- als auch unter die 50-Tage-Linie als Indikatoren für den kurz- bis mittelfristigen Trend. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor lediglich 0,09 Prozent auf 26 558,61 Punkte, während es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 1,10 Prozent auf 4275,15 Punkte bergab ging.

Die Aussicht auf in diesem Jahr weiter steigende US-Leitzinsen nach der jüngst eingelegten Zinspause belastet derzeit die Börsen. Es gebe aber noch immer genügend Anleger, die die Rally ganz oder in Teilen verpasst hätten und einen größeren Rücksetzer sicherlich dankbar zum Kaufen nutzen würden, bemerkte Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Auch für die Autoren des Helaba-Tagesausblicks "ist die Abschwächung im Dax noch als Korrektur zu werten", solange er sich oberhalb der Unterstützungen im Bereich 15 600 bis 15 700 Punkten behaupten könne. Etwa in der Mitte dieser Spanne verläuft derzeit die 100-Tage-Linie, die für den mittelfristigen Trend wichtig ist.

An diesem Donnerstag stehen die Zinsentscheide mehrerer Notenbanken auf der Agenda, allerdings überwiegend aus der zweiten Reihe. Bereits kurz nach dem Börsenstart in Europa wurde bekannt, dass die Schweizer Währungshüter im Kampf gegen die hohe Inflation den Leitzins erwartungsgemäß um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent angehoben haben und weitere Anhebungen nicht ausschließen. Etwas später informierte die norwegische Notenbank über einen größer als erwartet ausgefallenen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten.

Um die Mittagszeit berichten dann die Bank of England sowie die türkische Notenbank über ihre weitere Geldpolitik, wobei vor allem erstere im Fokus steht. Ähnlich wie andere Marktbeobachter hält es Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK für möglich, dass auch die Briten ihren Leitzins mit 0,5 Prozentpunkten sogar stärker als erwartet nach oben schrauben werden. Er verwies auf die am Mittwoch veröffentlichten britischen Inflationszahlen für den Mai. Entgegen dem prognostizierten Rückgang war die Teuerung auf dem Niveau des Vormonats geblieben und die Kerninflation sogar auf ein 31-Jahres-Hoch geklettert.

Deutsche Unternehmensnachrichten waren am Donnerstag zunächst Mangelware. Daher standen vor allem Studien im Fokus. Dem Pharma- und Laborausrüster Sartorius reichte ein Kursplus von 0,4 Prozent für einen der vorderen Dax-Plätze, nachdem die Privatbank Berenberg ein Kaufvotum ausgesprochen hatte. Damit konnten sich die Aktien weiter stabilisieren, nachdem überraschend stark gesenkte Jahresziele sie am Montag auf Talfahrt geschickt hatten. Das Kursziel senkte Analyst Odysseas Manesiotis zwar deutlich auf 390 Euro, liegt damit aber immer noch rund 22 Prozent über dem aktuellen Bewertungsniveau.

Im MDax zählten der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex und der Essenslieferdienst Delivery Hero mit Kursgewinnen von 2,7 und 1,7 Prozent zu den besten Werten. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas stufte Nordex mit Blick auf die seit Jahresbeginn unterdurchschnittliche Kursentwicklung auf "Outperform" hoch. Sie lobte in ihrer Branchenstudie zudem die starke Präsenz auf dem deutschen Heimatmarkt.

Derweil nahm die US-Investmentbank Goldman Sachs die Beobachtung von Delivery Hero mit einer Kaufempfehlung auf. Auch hier verwiesen die Analysten zur Begründung auf den bislang schwachen Lauf der Aktien und betonten die im Vergleich zur Konkurrenz besten Wachstumsaussichten./gl/stk