FRANKFURT (dpa-AFX) - Die viel beachtete Marke von 17 000 Punkten erweist sich am Freitagmorgen für den Dax weiter als hohe Hürde. Nach einem Start mit moderaten Gewinnen rutschte der deutsche Leitindex binnen der ersten Handelsstunde knapp ins Minus ab. Zuletzt fiel er um 0,08 Prozent auf 16 950,30 Punkte.

Bereits nach seinem Rekordhoch am Dienstag bei rund 17 050 Punkten war der Dax bisher nicht mehr nachhaltig über die psychologisch wichtige Marke von 17 000 Zählern hinausgekommen. Die aktuell geringe Schwankungsbreite im wichtigsten deutschen Börsenbarometer führt Jochen Stanzl von CMC Markets auf eine Pattsituation zwischen Käufern und Verkäufern zurück. Auf Wochensicht zeichnet sich für den deutschen Leitindex aber ein kleines Plus ab.

Der MDax der 50 mittelgroßen Titel gab am Freitagmorgen auch leicht um 0,06 Prozent auf 25 770,91 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor ebenfalls moderat, nachdem er am Vortag erstmals seit 2001 wieder über 4700 Punkte geklettert war.

Generell ist die Stimmung am Markt aber recht gut. Rekordhohe US-Börsen - der S&P 500 hatte sich am Vortag erstmals kurz über 5000 Punkte geschwungen - sowie Stützungsmaßnahmen für den Aktienmarkt in China hielten die Anleger zuletzt bei Laune. Rückenwind war auch von teils gut ausgefallenen Quartalszahlen von Unternehmen gekommen. Sorgen über vorerst weiter hohe Zinsen wurden von der Hoffnung auf eine robuste Wirtschaftentwicklung abgefedert.

Am Freitag ist nun die Agenda auf der Konjunkturseite überschaubar. Die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) rechnen datenseitig daher nicht mit Impulsen.

Auf Unternehmensseite rutschten Siemens -Anteile in der Frühe mit fast drei Prozent Abschlag an das Dax-Ende, Gewinnmitnahmen nach dem tags zuvor im Zuge der Quartalsbilanz erreichten Rekordhoch wurden hier spürbar.

Beiersdorf gerieten mit eineinhalb Prozent Minus in den Sog enttäuschender Zahlen des Kosmetik-Konzerns L’Oreal. Mit der Gewinnwarnung des österreichischen Versorgers Verbund wurden auch RWE durch schlechte Branchennachrichten unter Druck gesetzt, der Kurs sackte um 1,2 Prozent.

Zu den Favoriten im Dax gehörten Adidas mit 1,2 Prozent, die Barclays-Bank hatte die Aktien zuvor mit einer positiven Einstufung in ihre Bewertungslisten aufgenommen. Branchenexpertin Wendy Liu rechnet mit Marktanteilsgewinnen für den Sportartikelhersteller.

Auffällig starke Kursausschläge gab es in den hinteren Börsenreihen. Die Papiere von Carl Zeiss Meditec erreichten nach Zahlen zeitweise das höchste Niveau seit Anfang Mai 2023, zuletzt reichten mehr als zehn Prozent Plus noch für die MDax-Spitze. Ein Händler bemängelte zwar die unerwartet schwachen Margen, gab aber zu bedenken, dass der Konzern trotz des sich weiter eintrübenden Umfelds seine Ziele bekräftigt habe. Auch der Start von Aktienrückkäufen könne helfen, ergänzte er.

Delivery Hero verloren zweieinhalb Prozent. Hier weckten Berichte über neue Fusionsgespräche der beiden größten Fahrdienstanbieter Grab und Goto in Südostasien bei Anlegern erneut Sorgen, dass der deutsche Essenslieferant mit seinem geplanten Verkauf in der Region scheitern könnte. Grab galt bisher als potenzieller Interessent, zuletzt waren aber schon Zweifel an einer Einigung aufgekommen. Die Spekulationen wurden nun nicht davon gemildert, dass ein Goto-Vertreter die angeblichen Verhandlungen dementierte.

Nach den Zahlen des Elektronikhändlers Ceconomy sprach Volker Bosse von der Baader Bank zwar von einem soliden Start in das neue Geschäftsjahr, die Papiere legten aber eine Achterbahnfahrt hin: Das anfänglich hohe Kursplus erwies sich schnell als Fehlausbruch, mit rund viereinhalb Prozent Minus landeten die Papiere auf dem letzten SDax -Platz und knüpften damit an jüngste ihre Talfahrt an./tav/tih