FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem US-Arbeitsmarktbericht hat der Dax am Freitag zunächst geschwächelt. Im frühen Handel verlor der Leitindex 0,42 Prozent auf 18 574,35 Punkte. Damit gelang dem Dax keine erneute Annäherung an sein mittlerweile drei Wochen altes Rekordniveau. Auch die 21-Tage-Linie, die ein beliebter Indikator für den kurzfristigen Trend ist, bleibt eine Hürde. Der MDax mit den mittelgroßen Werten fiel um 0,34 Prozent auf 26 936,72 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone stand 0,1 Prozent im Minus.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte dem Markt am Vortag mit der ersten Zinssenkung seit Jahren keine frischen Impulse gegeben. Von Anlegern erhoffte Hinweise auf eine nächste Zinssenkung hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht abgegeben. Die Erwartungen an weitere Senkungen hätten sich sogar etwas reduziert, was wohl auch den erhöhten Inflations- und Wachstumsprojektionen der Notenbank geschuldet sein dürfte, schrieben die Experten der Helaba. Dennoch bleibe ein nächster Zinsschritt im September möglich.

Vor dem Wochenende richten sich die Blicke der Anleger auf den US-Arbeitsmarktbericht. "Dabei gilt einmal mehr, dass schlechte Zahlen positiv für den Aktienmarkt sein können", kommentierte Thomas Altmann von QC Partners. Denn sollte sich der Arbeitsmarkt abkühlen, könne das den Weg zu Zinssenkungen in den USA schneller ebnen. Laut Altmann werde mit einem Stellenzuwachs auf Vormonats-Niveau gerechnet. Die Jobdaten gelten auch als maßgeblicher Faktor für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed.

Durchwachsene Nachrichten kamen derweil aus der deutschen Industrie: Die Gesamtproduktion ist im April leicht zurückgegangen. Bereits am Vortag enttäuschten die Auftragseingänge. "Ohne Neubestellungen kann die Produktion nicht zulegen, das sehen wir derzeit", schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die Exporte legten zuletzt allerdings deutlich zu.

Unternehmensseitig stoppt Qiagen sein PCR-Testsystem Neumodx wegen der verhaltenen Nachfrage nach der Pandemie. Diese Entscheidung dürfte sich positiv auf die Profitabilität des Dax-Konzerns im laufenden Jahr auswirken. Qiagen-Aktien verloren dennoch 0,7 Prozent. Ein Händler gab zu bedenken, dass hohe Kosten für diese Restrukturierung bei Qiagen noch ein Thema werden könnten.

Nachdem die Immobilienwerte bereits nach der Zinsentscheidung der EZB unter Druck geraten waren, setzte sich die Talfahrt weiter fort. Morgan-Stanley-Analyst Bart Gysens sieht nach der Zinssenkung zunächst kaum Chancen auf weitere Kurstreiber. Er stufte Vonovia auf "Underweight" ab und strich für LEG seine Kaufempfehlung. Vonovia verloren am Dax-Ende 3,6 Prozent, LEG rutschten im MDax um drei Prozent ab.

Infineon profitierte dagegen von einem positiven Analystenkommentar und stieg an der Dax-Spitze um 1,4 Prozent. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas erhöhte ihr Kursziel für den Halbleiterkonzern auf 53 Euro und sieht damit noch mehr als 40 Prozent Kurspotenzial.

Unter den Nebenwerten im SDax warfen die Anleger ein Auge auf PNE . Der Windkraft- und Photovoltaik-Projektierer verkauft sein US-Geschäft an den amerikanischen Investor Lotus Infrastructure Partners. Einen Preis gab PNE nicht an. Die Papiere legten um 1,1 Prozent zu.

Die Aktien der DWS werden am Freitag abzüglich ordentlicher Dividende von 2,10 Euro und Sonderdividende von 4 Euro je Anteilsschein gehandelt. Deutliche Kursverluste von 15,5 Prozent bei der Tochter der Deutschen Bank sind also rein optischer Natur./niw/stk