FRANKFURT (dpa-AFX) - Der tags zuvor gestarteten Erholungsrally im Dax ist am Freitagmorgen schon wieder etwas die Luft ausgegangen. Zum Handelsauftakt sprang der deutsche Leitindex zurück über seine 21-Tage-Linie - sie gilt bei Börsianern als kurzfristiges Trendbarometer. Nach einem Anstieg um rund 1,9 Prozent drehte der deutsche Leitindex bei 12 587 Punkten ab. Da hatte er sich vom Vortagestief bei 12 000 Punkten bereits um fast 5 Prozent erholt.

Zuletzt lag der Dax auf Tagessicht noch mit rund einem Prozent im Plus bei 12 477 Punkten. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen gewann ebenfalls noch 1 Prozent auf 22 448 Punkte, nachdem er zuvor schon bei 22 777 Punkten gestanden hatte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 erholte sich zuletzt noch um 1,2 Prozent.

Nach zunächst enttäuschenden US-Inflationszahlen hatte der Dax am Donnerstagnachmittag die runde Marke von 12 000 Punkten nur mit Mühe verteidigt und dabei deutlich im Minus gelegen. Einem schwachem US-Handelsstart mit Tiefs seit November 2020 im Dow Jones sowie S&P 500 und sogar Juli desselben Jahres in den Nasdaq-Indizes folgte aber eine massive Kehrtwende, der sich der Dax anschloss.

Laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege RoboMarkets, muss sich nun zeigen, ob tags zuvor lediglich die Pessimisten mit ihren Wetten auf fallende Kurse die Nerven verloren haben, als es für den Aktienmarkt so plötzlich doch nicht weiter abwärts ging - "oder doch mutige Investoren sich dachten, schlimmer kann es von der Nachrichtenlage nicht mehr kommen". Aus charttechnischer Sicht sehe das Bild nun jedenfalls sehr viel freundlicher aus.

Europaweit gefragt waren am Freitag zunächst Immobilienwerte, denen die Zinswende in diesem bisher schwer zu schaffen macht. Der Stoxx Europe 600 Real Estate hatte tags zuvor nach 49 Prozent Jahresverlust erst das tiefste Niveau seit 2012 gesehen. Bei TAG Immobilien war es sogar ein Tiefststand seit 2011, vom dem sie sich nun erholen. Mit plus 5 Prozent sind sie MDax-Beste. Vonovia gehören im Dax zu den Favoriten nach einem Vortagestief seit 2014.

Den Leitindex führen derweil Papiere der Deutschen Bank an, die auf über 7 Prozent Kursplus vom Vortag bis zu 3,4 Prozent aufsattelten. Am Mittag stehen die Quartalsberichte der US-Großbanken wie JPMorgan, Morgan Stanley und Citigroup auf der Agenda.

Etwas Federn müssen nach starker Woche dagegen Papiere von Bayer. Die Leverkusener wurden von einem Gericht im US-Bundesstaat Washington zur Zahlung von 275 Millionen US-Dollar verurteilt. Geklagt hatten mehrere Personen, die Erkrankungen auf Kontakt mit polychlorierten Biphenylen (PCB) an einer Schule zurückführen.

Unter den Nebenwerten gewannen Nordex 6 Prozent. Der Windanlagenhersteller hat seine Verkaufspreise im dritten Quartal deutlich erhöhen können./ag/stk